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Jung und erfolgreich

Elisabeth Albrecht: Mit Vollgas an die Koch-WM

Sie weiss genau, was sie erreichen möchte. Mit 24 Jahren arbeitet Elisabeth Albrecht als Koch auf höchstem Niveau. Am 23. und 26. November vertritt sie als einzige Frau in einem siebenköpfigen Junioren-Team die Schweiz an der Koch-Weltmeisterschaft in Luxemburg. Ihr Ziel: der Sieg!

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«Wer etwas erreichen will, muss sich schon reinknien. Heute noch viel mehr als früher», ist Elisabeth Albrecht überzeugt. Den Vorwurf, dass die Jugend heute fauler sei als früher, lässt sie deshalb nicht gelten. Vielleicht sähen die Jugendlichen einfach etwas fauler aus, da sie sich durch die neuen Medien oft am Handy oder Computer beschäftigen. «Beruflich muss man sich heute aber viel mehr spezialisieren. Um aus der Masse herauszustechen, reicht es zum Beispiel nicht mehr, einfach nur Koch zu sein.» Hier sei Einsatz gefragt, den sie auch bei vielen anderen Jungköchen beobachte.

Wenn Elisabeth Albrecht von ihrem Beruf erzählt, ist eine Kombination aus Leidenschaft und Zielstrebigkeit zu spüren. «Kochen ist für mich etwas ganz Besonderes. Aus einfachen Dingen für Gäste ein Erlebnis zu kreieren, ist das Schönste!» Die Leidenschaft für Lebensmittel hat die Jungköchin bereits als Kind mitbekommen. Ihre Eltern führen im bayerischen Burglengenfeld eine Bäckerei-Konditorei mit kleinem Café. Albrechts grosses Ziel ist ein eigenes Restaurant, selbstständig sein wie die Eltern. Den Grundstein dazu legte sie mit der Ausbildung zur Hotelfachfrau in Deutschland. «Ich wollte aber noch mehr hinter die Kulissen sehen und vor allem später im eigenen Betrieb nicht von einem Koch abhängig sein.» Mit Zwanzig verliess sie deshalb ihre Heimat für eine Kochlehre im Zürich Marriott Hotel. «Die Schweiz hat gastronomisch einen sehr guten Ruf. Ausserdem ist Auslanderfahrung sehr wichtig. Insofern konnte ich hier gleich doppelt profitieren.»

BEREITS WETTBEWERBSERFAHRUNG
Über vier Jahre später ist die Bayerin Mitglied der Junioren-Kochnationalmannschaft und vertritt die Schweiz an der Kochweltmeisterschaft in Luxemburg. Die Nationalität spiele dabei keine Rolle. «Ich habe hier die Lehre gemacht und vertrete damit die Schweizer Gastronomie.» Bereits während ihrer Ausbildung hat sie an Kochwettbewerben auf sich aufmerksam gemacht, gewann den Gusto, einen Schweizer Lehrlingskochwettbewerb. «Ich war schon immer recht ehrgeizig. Und bei solchen Wettbewerben sammle ich viele neue Eindrücke und gewinne an Erfahrung.»

Im siebenköpfigen Nationalteam ist sie nun verantwortlich für die Desserts im «warmen Programm», unterstützt von einem weiteren Jungkoch. «Aus dem Produkt das Beste herausholen und ein Kunstwerk daraus zu machen, das ist mein Ding.» Das «warme Programm» ist einer von zwei Bestandteilen des Wettkochens. Ein Drei-Gang-Menü für 70 Personen, das innerhalb von sechs Stunden vor einer Jury zubereitet werden muss. Wie das von ihr zubereitete Dessert aussehen wird, darf sie noch nicht verraten. «Nicht, dass die Konkurrenz etwas mitbekommt.» Einige Komponenten und Kochmethoden sind durch die Jury vorgegeben. Die Ausgestaltung ist jedoch jeder Nation selbst überlassen. Schon seit eineinhalb Jahren ist das Team am Zusammenstellen und Ausprobieren des Wettbewerbsmenüs. «So aufwändig und aussergewöhlich wie möglich muss es sein, damit unsere Gerichte herausstechen.»

WELTMEISTER WERDEN
Seit Ende Juli trainiert Elisabeth Albrecht ihr Menü. «So oft es geht, wann immer ich Zeit habe. Ich nutze jede freie Minute.» Und das alles nebst dem stressigen Arbeitsalltag in der Küche des Gourmetrestaurants «La Terrasse» im Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken, wo sie inzwischen arbeitet. Da bleibe nicht mehr viel Freizeit: «Freundschaften zu pflegen ist sehr schwierig. Und auch meine Familie in Deutschland sehe ich höchstens noch ein- bis zweimal im Jahr. Aber sie alle haben sehr viel Verständnis für mich.»

Am 23. und 26. November gilt es ernst für die Schweizer Junioren-Kochnationalmannschaft. Das Ziel der 24-Jährigen: «Weltmeister werden!» Fünf komplette Probeläufe hat das Team in den letzten Wochen hinter sich gebracht. Jetzt blickt Albrecht zuversichtlich auf die Zeit in Luxemburg: «Klappen tut alles, die Zeit ist noch ein bisschen knapp.» Nach der Weltmeisterschaft gönnt sich junge Frau eine Auszeit. Im Dezember wird sie bei ihrer Familie sein. Anschliessend für ein Jahr auf Weltreise: Thailand, Japan, Australien... Ganz lassen mit der Arbeit kann sie es dann aber doch nicht: «Ich möchte in verschiedenen Hotels Stages machen und so mehr zur Kulinarik in den verschiedenen Ländern erfahren. Das kann ich später gut gebrauchen!»

 

Von Thomas Bürgisser am 21. November 2014 - 14:39 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:53 Uhr