1. Home
  2. Family
  3. Familientreff
  4. Im Gespräch bei Mamalicious: Verpasse ich zu viel, wenn ich arbeite?

Im Gespräch bei Mamalicious

«Verpasse ich zu viel, wenn ich arbeite?»

Mama geht arbeiten. Die Seniorin von nebenan stänkert, dass die Mutter dabei viel von der Kinderentwicklung verpasst. Schon meldet sich das schlechte Gewissen. Das sagt die Mamalicious Community dazu.  

Artikel teilen

Mutter Kita Kind

Wird das Kind fremdbetreut, plagt viele Mütter ein schlechtes Gewissen.

Shutterstock

Es scheint ein typisches Schweizer Frauenthema zu sein: Die Mama geht arbeiten und hat dabei ein schlechtes Gewissen ihren Kindern gegenüber. Verpasse ich zu viel? Diese Frage verunsichert so manche Mutter. Erst recht, wenn eine ältere Nachbarin ihr das explizit vorwirft.

Es braucht ein ganzes Dorf

«Da muss das Wort ‹verpasst› in diesem Zusammenhang definiert werden», schreibt eine Mutter und betont: «Kinder machen verschiedene Entdeckungen und Entwicklungen mit verschiedenen Leuten, der Input ist nicht immer gleich. Da müsste ich sonst als Mutter den alleinigen Anspruch auf alle Entwicklungsschritte meiner Tochter haben, was ich nicht muss und will.» Fremdbetreuung durch Kita, Tagesmütter  oder Grosseltern sehen dabei die meisten als einen Mehrwert und nicht als ein Verpassen.

Entsprechend hoch ist die Empörung: «Dürfen sie später zur Schule? Gehst du mit? Sonst verpasst du ja so vieles! Kann und will man 24 Stunden die Augen auf die Kids gerichtet haben? Nein!» Auch ein afrikanisches Sprichwort wird zitiert, das vielen aus dem Buch «Babyjahre», dem Ratgeber-Klassiker von Kinderarzt Remo Largo, bekannt sein dürfte: «Um ein Kind grosszuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.»

Zwei Frauen können den Vorwurf der Seniorin jedoch gut nachvollziehen und finden, dass man sehr wohl etwas verpasst. «Also ich arbeite hundert Prozent. Sie hat nun mal recht», gibt eine Mutter unumwunden zu.

Verpassen die Väter nichts?

«Verstehe sowieso nicht, warum immer nur wir Mamis was verpassen. Was ist mit den Vätern, verpassen die denn nichts?», fragt eine Mutter und spricht damit vielen aus dem Herzen. Der Grundtenor bei Mamalicious: Beide Elternteile sind wichtig für das Kind und nicht nur die Mutter.

Auch dass Frauen schnell das Gefühl haben, sich rechtfertigen zu müssen, stösst einigen sauer auf: «Ich finde, wir rechtfertigen uns viel zu oft.»

Selbstvertrauen stärken

Eine Frau versucht mit folgenden Worten das angekratzte Selbstvertrauen berufstätiger Mütter zu stärken: «Liebst du dich dafür, wie du bist und wie du deine Kinder aufbringst? Dann lass das Aussen denken, wie und was es will.»

Eine andere kann das mit dem schlechten Gewissen gut nachvollziehen: «Eine gute Mutter soll zu Hause bei den Kindern bleiben. Dieser Glaubenssatz, der von den eigenen Eltern geprägt wurde, hat sich tief in meinem Unterbewusstsein verankert.» 

Anders tönt es bei dieser Mutter: «Ich arbeite nicht deswegen, weil es finanziell nötig ist, sondern damit mein Mann auch Papizeit hat und weil ich gern arbeite. Ich bin auch eine viel bessere Mutter, wenn ich geistig gefordert bin im Job.»

Eine Mutter mit schwedischen Wurzeln hält konsterniert fest: «Ich höre diesen Vorwurf seit zwölf Jahren. Jetzt mit dem dritten Kind kriege ich sogar zu hören, dass man nicht versteht, wieso man ein drittes Kind will, wenn man sowieso vorhat zu arbeiten. Diese «Entweder Kinder oder Karriere»-Einstellung kann ich als gut ausgebildete Schwedin nur schwer nachvollziehen.»

Schlagfertige Antworten

Wer sich gegen den Vorwurf wappnen möchte, hier die schlagfertigsten Antworten aus der Mamalicious Community:

  • Dafür macht das Kind an den Tagen Erfahrungen, die es zu Hause nicht machen kann.
  • Sie haben ja so recht, nur nicht in meinen Augen.
  • Nicht nur Kinder haben ein Leben, sondern auch Eltern.
  • Sie dürfen mir gern den Lebensunterhalt finanzieren. Ich bleibe dann sehr gerne zu Hause.

Mamalicious bei SI Family

Racha Fajjari Mamalicious Market Juni 2019

Mamalicious-Gründerin Racha Fajjari (r.) und eine Helferin mit den Goodie-Bags für den Mamalicious-Market 2019 im Zürcher Volkshaus. Die Taschen sind in Zusammenarbeit mit der Schweizer Illustrierten entstanden.

Eline Keller-Sørensen

Jeden Monat präsentieren wir euch auf dem Family Channel der Schweizer Illustrierten ein Thema, das bei Mamalicious gerade heiss diskutiert wird. Das Monatsthema im Juli widmen wir dem Schulstart. Im ersten Teil gehen wir den Fragen nach, welche die Mütter der Community am meisten beschäftigen. Im zweiten Teil kommt Schulexperte Bruno Rupp und im dritten Mamalicious-Gründerin Racha Fajjari mit einem Erfahrungsbericht zu Wort. Zum Schluss gibts einen Medientipp. Dieses Mal die Shubidu-App, einen digitalisierten Familienkalender.

Von Maria Ryser am 25. März 2019 - 14:30 Uhr