Es ist ein bisschen wie im Fussball – jede Seite bringt ihre Spieler*innen in Position. Das Spiel verläuft nach klaren Regeln und alle Beteiligten bauen auf Sportsgeist und Fairness. In letzteres haben Harry und Meghan augenscheinlich kein Vertrauen mehr. Zu viel haben sie mit der britischen, aber auch der Weltpresse erlebt. Ein Gericht gab den beiden unlängst recht darin, dass Vieles, worüber berichtet wurde, verdreht und zugespitzt wurde.
Vor diesem Hintergrund kommt es nicht überraschend, dass das Herzogs-Paar für ihr Interview mit Oprah Winfrey klare Regeln festgelegt hat. Die regelten insbesondere die Weiterverbreitung und Verwendung des Materials für die Bewerbung des – wie viele es nennen – «Interview des Jahres». An diese vier Regeln mussten sich alle halten, wie die «Bunte» schreibt:
1. Das Interview muss in voller Länge gezeigt werden
2. Teaser-Clips zur Bewerbung dürfen nicht bearbeitet werden
3. Fernsehzeitschriften dürfen die Zusammenfassung nicht ändern
4. Die Sussexes geben jedes Bild und jedes Video frei, dass zu Werbezwecken verwendet werden soll.
Auf den ersten Blick wirkt dies in der Tat etwas verspannt, schon fast kontrollierend. Was kann man schon gross an einem abgefilmten Interview verändern, mag man sich fragen. Nun, ziemlich viel. Dass sich einzelne Szenen mit einer neuen Dramaturgie zu einer ganz anderen Geschichte zusammen bauen lassen oder das Auslassen einiger Sequenzen am Schnittpult aus dem Good-Cop ein Bad-Cop entsteht, kennen wir aus Reality-TV-Formaten à la «Der Bachelor» zur Genüge.
Wie es heisst, sollen sich Meghan und Harry mit ihrem PR-Team auch dafür eingesetzt haben, dass die Diskussion des Interviews einigermassen ausgeglichen läuft. So sollen ihre PR-Leute die BBC darum gebeten haben, die Diskussionsrunde zum Interview «mit einer breiten Palette an Mitwirkenden» zu besetzen. Meghan und Harry hier Kontrollwahn zu unterstellen, ist auch etwas verspannt. Es ist nichts Neues, dass PR-Teams ihre eigenen Vorstellungen einer Geschichte kundtun.
Weiter heisst es, dass Meghan sich – wie 41’000 andere Menschen – beim britischen Sender ITV über Piers Morgan beschwert haben soll. Der inzwischen ausgeschiedene «Good Morning Britain»-Moderator griff Meghan im Anschluss ans Interview in einem wortgewaltigen Monolog heftig an, bezichtigte sie sogar der Lüge.
Wie Insider berichten, soll sie sich aber nicht über seine verbalen Entgleisungen beschwert haben, sondern soll darauf hingewiesen haben, dass es keine gutes Signal an Menschen mit psychischen Problemen sei, wenn Morgan ihre eigene Beichte in ein dermassen schlechtes Licht rückt.
Was bleibt ist nur noch diese grosse Frage: Wie Meghan auf Oprahs Nachfrage im Interview klipp und klar sagt, hat das Paar keine Gage erhalten. Am meisten hat Oprah Winfrey selbst an der Sendung verdient. Ihre Produktionsfirma Harpo Productions hat die Rechte für rund 7 Millionen Franken an CBS verkauft. Die Weiterlizenzierung an TV-Stationen auf der ganzen Welt hat sicher zusätzliche Millionen in die Kasse gespült. Ob Harrys und Meghans gemeinnützige Organisation Archewell oder ein anderes, karitatives Projekt mit einer grosszügigen Spende rechnen kann, ist nicht bekannt.