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Freundin, Familie, Fondue

Nach diesem simplen Rezept sammelt Kitz-Sieger Feuz Kraft

Am Wochenende hat Beat Feuz seine dritte goldene Gams in Kitzbühel gewonnen. Die nötige Energie für den Höllenritt auf der Streif holt sich der Emmentaler nicht nur im Kraftraum, sondern auch zuhause. Denn im grössten Radau kommt er so richtig runter.

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Beat Feuz

Er hat es wieder getan: Beat Feuz triumphierte in Kitzbühel zum dritten Mal auf der Streif und zum ersten Mal im Weltcup in dieser Saison.

imago images/Eibner Europa

Er hatte es schon prophezeit. «Rein energietechnisch beflügelt es auf jeden Fall!», sagte er nach dem ersten Abfahrtstraining in Kitzbühel. Die Geburt von Baby Luisa am Sonntag vor einer Woche gab Skistar Beat Feuz, 34, einen regelrechten Energie-Boost. «Ich kam von Wengen nach Hause und war relativ müde, und die letzten zwei Tage habe ich von dieser Müdigkeit nicht mehr viel gespürt», hatte er am Mittwoch bei SRF zu Protokoll gegeben. 

Nach einer ersten Abfahrt am Freitag, die nicht ganz nach Wunsch verlaufen war und aus der ein 8. Platz resultierte, drehte Feuz am Sonntag so richtig auf. Zum ersten Mal in dieser Saison durfte er einen Abfahrtssieg im Weltcup bejubeln – und mit Marco Odermatt auf Platz zwei gab es gleich eine doppelte Schweizer Beteiligung auf dem Podest.

Neben der Streckenführung über die gesamte Streif, was ihm sehr entgegenkomme, meinte Feuz im SRF-Interview, dass er «ab und zu auch noch etwas anderes im Kopf» habe – und dass dies ihn beflügelt. «Meine Familie ist natürlich auch noch da und die soll auch nicht zu kurz kommen, vor allem jetzt, wo wir eine gesunde und voll liebe Tochter gekriegt haben.» 

Seine Liebsten sind im Erfolgsrezept des Beat Feuz neben Kondition, Gespür und optimaler Materialabstimmung die wohl wichtigste Zutat. Doch auch neben seinen drei Mädels zuhause gibt es einige Ingredienzen, die auf das Meister-Menü Feuz einen besonderen Einfluss haben.

Seine Freundin

Seit rund 15 Jahren ist Katrin Triendl, 35, an der Seite von Beat Feuz. Der Emmentaler und die Österreicherin lernten sich 2006 an der Junioren-WM in Québec kennen, ein Jahr später wurden sie ein Paar. Für seine Freundin zog der Schangnauer in die Nähe von Innsbruck. Das gemeinsame Glück krönten Ende Juni 2018 die Geburt von Töchterchen Clea und vor einer Woche diejenige von Tochter Luisa. 

Beat Feuz Katrin Triendl

Unverkennbar schon lange zusammen: Beat Feuz und Katrin Triendl, hier 2014.

Kurt Reichenbach

Nach seinem Triumph in Kitzbühel wand Feuz seiner Liebsten ein Kränzchen. «Auf sie kann ich am allermeisten stolz sein», sagte er. Sie ist es, die ihm überhaupt ermöglicht, «alles so professionell zu machen, wie ich es machen kann». 

Triendl kennt den Ski-Zirkus wie ihre eigene Westentasche. Sie war selber Skifahrerin, nach ihrem verletzungsbedingten Karriere-Aus hat sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht und unterstützt Feuz seither vor Ort an den Rennen. Sie koordiniert und managt, kümmert sich um die Medienanfragen und hält ihm den Rücken frei. «Sie ist immer für mich da», sagte er im Interview mit der Schweizer Illustrierten.

Seine Töchter

Seit einer Woche kann sich Feuz Zweifach-Papa nennen – eine Rolle, die ihm sehr zusagt. Vater zu werden, bezeichnete er als «das Schönste, was mir passiert ist». Es sei eine ideale Abwechslung zum Skisport, erzählte er im Gespräch mit «Watson». «Nur ein Beispiel: Meine Tochter interessiert es am Montagmorgen herzlich wenig, ob ich am Wochenende gut gefahren bin. Das empfinde ich als etwas Schönes. Ich komme nach Hause und es geht um die Familie und nicht darum, ob ich im Sport Erfolge gefeiert habe.»

Viel Zeit für sich hatte Feuz daheim aber schon vor der Geburt seiner zweiten Tochter nicht. «Eine Viertelstunde Ruhe gibt es nie!», verriet er. Clea sei sehr zappelig, «dass sie Pausen macht, ist selten». Es müsse von morgens bis abends etwas laufen.

Foto: Sven Thomann, 9.8.2021, Kitzbuehel (AUT): Skirennfahrer Beat Feuz bekommt nach seinem Abfahrts-Doppelsieg im letzten Winter hier in Kitzbuehel bei der Hahnenkammbahn eine Gondel mit seinem Namen. Bild: Feuz mit Partnerin Katrin Triendl und Tochter Clea.

Die grössten Fans: Beat Feuz mit seiner Freundin Katrin und Tochter Clea im vergangenen Sommer. Mittlerweile ist die Familie zu viert.

Sven Thomann

Dass er zuhause einfach Papa und Partner ist, schätzt Feuz nicht nur, sondern braucht es auch als Ausgleich. So reizt er das Kontingent an Tagen aus, die er vor der Abreise zu den Olympischen Spielen in Peking mit seiner Familie verbringen kann. Er gönne sich zwei Tage mehr zuhause als sein Teamkollege Marco Odermatt. «Die brauche ich sicher auch», sagte er. «Ich freue mich jetzt schon schon, eine Woche noch zuhause zu sein, vom Skisport etwas wegzukommen – und nachher kommt das nächste Kapitel.» 

Ruhe in Tirol

Die Hoffnungen auf eine Edelmetall-Ausbeute von Feuz an den Spielen dürften nach dem Wochenende gestiegen sein – zumal er vor dem zweiten Rennen ebenfalls auf seinen Ruheort setzte. Nach der ersten Abfahrt sei er noch einmal nach Hause gegangen, habe noch einmal die Familie geniessen können. «Noch einmal abschalten, und gestern bin ich zurückgekommen und heute habe ich zurückschlagen können.» 

In Oberperfuss im Tirol, wo er mit seiner Familie lebt, ist der Hype um Feuz zudem etwas kleiner als in der Heimat. Er werde im Tirol «nicht ganz so häufig erkannt wie in der Schweiz», sagte Feuz. Aber: «Man findet meine Leistungen auch hier ziemlich cool.»  

«Ich komme nach Hause und es geht um die Familie und nicht darum, ob ich im Sport Erfolge gefeiert habe»

Beat Feuz

Im 3000-Seelen-Dorf ist der Abfahrtsweltmeister einfach Beat. Er spielt im lokalen Tennisclub und trinkt mit seinen Gspänli auch mal ein Bier. Ob er dort auch nach helfenden Händen suchen wird für sein handwerkliches Vorhaben? Nach dem Kitz-Triumph meinte Feuz, das üppige Preisgeld vor allem in die Familie investieren zu wollen – und in das Kinderzimmer von Baby Luisa. «Irgendwie ein bisschen pink streichen kann man schon.» 

Schlemmen zwischendurch

Am Vorabend seines ersten Weltcup-Sieges gönnte sich Feuz ein Fondue, wie damals genüsslich berichtet wurde. «Ich musste meinen Menüplan vor den Trainern geheimhalten, weil die sich nicht vorstellen konnten, dass man mit einem Käseklumpen im Bauch schnell Ski fahren kann», erzählte Feuz damals dem «Blick». Er wiederholte sein spezielles Menü einige weitere Male – die Resultate gaben ihm Recht. 

Doch seine Ernährung etwas umgestellt und an seiner Physis gearbeitet hat der «Kugelblitz», wie er genannt wird, dennoch. Den Ausschlag gab Freundin Katrin. «Sie hat mir die Augen geöffnet», so Feuz. Und sie sagt im «Tages-Anzeiger»: «Beat ist nie ein Fitnessfreak gewesen, und er wird nie einer sein. Aber ich habe ihm klargemacht, was wichtig für den Körper und die Gesundheit ist.»

Beat Feuz

Gönnt sich auch mal eine Stange oder ein Fondue: Beat Feuz, hier 2017 nach dem Abfahrts-Weltmeistertitel in St. Moritz.

Kurt Reichenbach

Verbissen allerdings ist der Emmentaler nicht. Ein Bierchen liegt zwischendurch drin, und letztes Weihnachten setzte er zwar nicht auf Käse, aber auf Fleisch. Statt eines Käsefondues kam bei den Feuz-Triendls ein Fondue chinoise auf den Tisch, wie er der «Aargauer Zeitung» verriet. 

Spass und Überzeugung

Wer schon je ein Skirennen am TV verfolgt hat, wird es mindestens einmal gehört haben: dass Feuz ein Gott gegebenes Gespür für den Schnee hat. Darauf kann er sich verlassen – und auf sein Vertrauen in sich selbst. «Seine Überzeugung ist der Wahnsinn», schwärmte Ex-Abfahrer Franz Heinzer in der Schweizer Illustrierten. Druck steckt er scheinbar mühelos weg, mental ist er stark. Dass der Schangnauer etwa 2017 seiner Favoritenrolle gerecht wurde und den Abfahrts-Weltmeistertitel vor heimischem Publikum holte, erachtete Heinzer als Meisterstück. «Damit musst du erst umgehen können. Doch er hat dieses Selbstvertrauen einfach.» 

Und neben allem anderen hat Feuz vor allem eines: Freude am Skifahren. Zu einem möglichen Rücktritt meinte er 2019, dass er keinen Masterplan habe, wie lange er fährt. «Solange es mir Spass macht und ich gut Ski fahre», meinte er, macht er weiter. «Wenn ich irgendwann die Lust verliere oder sehe, dass ich schlicht nicht mehr gut bin, bin ich vielleicht schnell weg.» 

Von rhi am 24. Januar 2022 - 13:37 Uhr