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«Ich verstehe mich jetzt viel besser mit meiner Tochter»

Andrea Jansen über ihre Weltreise mit drei Kindern

Ex-SRF-Moderatorin Andrea Jansen ist mit ihrem Partner und den drei kleinen Kindern seit fast einem halben Jahr auf Reisen. Im Interview mit SI online zieht sie Bilanz über ihre Beziehung, die Zukunft und das Leben unterwegs. 

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Thailand, Indonesien, Australien, Hawaii, L.A. und Nashville. Das waren während der vergangenen fünf Monate die Heimatorte der fünfköpfigen Familie von Andrea Jansen. Die 38-Jährige ist mit ihrem Partner Raphael, 40, und den drei Kindern Nils, 6, Noomi und Lani, 1.5, seit Februar auf Achse. Im August geht es für die Rasselbande wieder zurück in die Schweiz.

«Das tönt nach einer langen Zeit, ist es allerdings nicht — wir hatten auch Alltag - einfach anderswo», sagt Jansen im Interview mit SI online. Reisen mit drei kleinen Kindern sei nicht entspannend, sondern spannend, lacht die ehemalige «SF Unterwegs»-Moderatorin. Neben den normalen Hürden des Alltags im Ausland wurde die reiseerprobte Familie zum ersten Mal auch mit Heimweh konfrontiert: Die vierjährige Noomi sagt etwa über ihren Bruder, er habe ab und an sehr starke Sehnsucht nach seinem Roboterhund.

«Meine kleinste Tochter war ziemlich lange krank»

Sonst sei die Familie während der Reise aber nur einmal etwas an ihre Grenzen gestossen: «Meine kleinste Tochter war in Bali ziemlich lange krank — ein Virus, den sie aus der Schweiz mitgebracht hatte. Das war zwar mühsam, aber auch nicht so schlimm, dass wir uns ernsthaft hätten Sorgen machen müssen.»

Video: Die kleine Lani hat sich nach ihrer Virus-Infektion prächtig erholt und spielt mit ihren Geschwistern. (Zum Abspielen aufs Video klicken)

Jansen ist seit acht Jahren mit dem Fernsehproduzenten Raphael Hug zusammen. Obwohl die beiden routinierte Reisende sind, müssen sie darauf achten, nicht zu kurz zu kommen. Jeden Tag mit drei Kindern neu zu organisieren und 24 Stunden pro Tag zu fünft zu verbringen, ist zwar schön, birgt aber auch Konfliktpotential. «Wir als Paar versuchen, uns gegenseitig Freiräume zu schaffen, damit es keinen Lagerkoller gibt. Zum Beispiel indem einer von uns alleine einen Ausflug macht, während der andere die Kinder betreut.»

«Wir planen ständig unsere Hochzeit»

Auf die Frage, wie es denn mit Hochzeitsplänen aussieht, antwortet die dreifache Mutter lachend: «Immer wieder! Wir hatten sogar schon einmal alles geplant, bis und mit Gästeliste. Dann haben wir uns für eine Familienreise entschieden. So sehen unsere Prioritäten aus.»

Wenn ihr Mann bereit sei, mit ihr und drei Kindern um die Welt zu reisen, sei das für sie genug Verbindlichkeit. «Ich bin unglaublich dankbar und glücklich, jemanden an meiner Seite zu haben, der ebenfalls jeden Tag so leben möchte, als könnte es der Letzte sein», sagt Andrea Jansen.

Primär streite ich. Raphael wartet, bis es durch ist

Natürlich gäbe es auch Momente, in denen sie ihren Liebsten gern in einen Flieger zurück in die Schweiz setzen würde und umgekehrt. «Wir streiten auch - also ich primär - Raphael wartet, bis es durch ist», scherzt sie. «Bei drei Kindern mit verschiedenen Bedürfnissen und einem sich ständig ändernden Programm sind wir im Dauereinsatz. Manchmal reichen dann die Nerven einfach nicht mehr.»

Die Familie reist langsam und von Anfang an war auch klar, dass Andrea Jansen unterwegs arbeiten würde. «Wir bleiben länger am selben Ort und ich habe mich schon vor der Reise um punktuelle Kinderbetreuung gekümmert.»

Drei schwierige Geburten hinterliessen ihre Spuren

Was sie besonders berührt: Auch die Beziehung zu ihren Kindern hat sich in den vergangenen Monaten verändert. «Meine Tochter Noomi ist ein totales Papi-Kind. Aber nachdem wir zwei so viel Zeit zusammen verbringen durften, verstehen wir uns jetzt viel besser.» Generell sei die Verbindung zwischen allen fünf sehr stark geworden.

Bild: Wer glaubt, dass sich die Wäsche auf Reisen von alleine wäscht, der liegt falsch.

Wäre da nicht ein viertes Kind eine tolle Ergänzung? «Ich sage grundsätzlich niemals nie. Und wünschen würde ich es mir sofort, wenn ich das Baby fix und fertig in die Arme nehmen könnte.» Aber nach drei nicht ganz einfachen Geburten sei sie noch immer etwas traumatisiert. «Momentan stimmt es so, wie es ist. Und wir sind mehr als dankbar, drei gesunde Kinder zu haben.»

Dann bin ich die schlimmste Version von mir selber

Die grösste Herausforderung seien die Tage der Weiterreise. Da sei sie jeweils das Gegenteil von entspannt. «Fünf Minuten vor Abreise bin ich normalerweise die schlimmste Version von mir selbst. Aber unsere Kids machen das super.» Die Familie hat vor der Reise ein Codewort abgemacht: «Wenn wir Segelboot sagen, muss aufgepasst und mitgemacht werden, zum Beispiel am Flughafen. Das funktioniert ganz oft ganz gut - und manchmal gar nicht.»

Andrea Jansens Resümee der letzten fünf Monate ist trotz gelegentlicher Streits und Chaos durchweg positiv. «Wir haben täglich schöne Erlebnisse», sagt sie. «Auch ganz triviale, kleine Momente. Wenn die Kinder fasziniert von einem Gecko sind zum Beispiel.»

«Mir wurde bewusst, was wir täglich zerstören»

Die Natur verändere die Dynamik in der Familie generell. «Wenn wir im Grünen sind, gibt es weniger Gstürm, alle sind ruhiger.» Die lange Zeit in der Natur habe ihre Sicht auf die Dinge verändert. «Mit so viel Schönheit konfrontiert zu werden überall auf der Welt, hat mir einmal mehr vor Augen geführt, was wir täglich zerstören.»

Video: Zu viele Kinder für ein Töffli. Zur Sicherheit wurde aber nur eine kleine Runde gedreht. (Zum Abspielen aufs Video klicken)

Sie sei sich wohl bewusst, dass die Reise ihrer Familie in dieser Hinsicht nicht unproblematisch sei. «Wir haben zwar die CO2-Kompensation für alle Flüge bezahlt, trotzdem beschäftigt uns das Thema sehr. Es gibt aber leider noch keinen Treibstoff, der es uns erlauben würde, diese Reise klimaneutral zu erleben.»

Ich will mir selber wieder mehr Zeit geben

Ein «nach der Reise» gibt es für Andrea Jansen nicht, sagt sie, es sei eine Lebenseinstellung, auch anderswo zu Hause zu sein. Unterwegs hat sie berufliche Weichen gestellt: «Meine Plattform ‹Any Working Mom› wird im Herbst um einen Shop erweitert, in dem ich auch Produkte vorstelle, die ich unterwegs entdeckt habe.» Ausserdem sei ein neues Webformat in Planung. Wann das losgeht, kann und will die Medienschaffende aber noch nicht verraten.

«Es geht nicht alles auf einmal. Das habe ich auf der Reise gelernt. Deshalb habe ich mir auch im privaten Bereich vorgenommen, mir selber wieder mehr Zeit zu geben.»

Von Berit-Silja Gründlers am 29. Juli 2018 - 12:05 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 12:14 Uhr