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Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Die Generation Z hat Recht: Skinny Jeans sind over

Die TikTok-Teens haben seit Beginn des Jahres 2021 nicht nur das Freudentränen-Emoji und den Seitenscheitel gecancelt, sondern jetzt auch die Skinny Jeans. Läuten diese Teenager nun also das Ende einer modischen Ära ein, die die Welt schon seit den 00er-Jahren begleitet?

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The back pocket of a pair of Calvin Klein jeans, Cambridge, Massachusetts, USA, 3rd January 1979. (Photo by Barbara Alper/Getty Images)

Je weiter und bequemer, desto besser alias: je enger, desto oller – meint die Jugend.

Getty Images

Es war einmal, in den frühen Nullerjahren, als die Indie-Musik regierte, da begannen wir hautenges Denim genauso innig zu lieben wie Pamela Anderson Kid Rock. Die Ehe der beiden letztgenannten hielt nur ein paar wilde Monate (2006 in St. Tropez). Unsere Liebelei mit der Skinny Jeans dauert mittlerweile schon fast zwei Jahrzehnte. Immer wieder taucht sie auf, war eigentlich nie weg und zwischendurch eskalierten wir mit der Stretch-Obsession. Wir trugen Jeggings (Leggings in Jeans-Optik). Der kurzzeitige Höhepunkt des hautengen Denims.

Ein zäher Trend – zäh genug?

Moden vergehen bekanntlich. Die enge Hose, die Skinny Jeans, ist aber seit Jahren allgegenwärtig. Der Erfolg ganzer Unternehmen gründet auf dem Trend der knackigen Unterteile. Beispielsweise war es lange der einzige Schnitt, den das schwedische Label Cheap Monday von der ersten Kollektion an im Jahr 2004 anbot. Cheap Monday ist mittlerweile aber genauso Vergangenheit (2019 eingestellt) wie die Alleinherrschaft der Skinny Jeans.

Die Schnitte der Jeans haben expandiert. Das Denim-Sortiment sich um die unterschiedlichsten Looks erweitert – über den Horizont der schmalen Röhre hinaus. Was es da alles so gibt, lässt sich in letzter Zeit besonders gut an Katie Holmes beobachten. Keine experimentiert gerade so schön damit, wie sie. Die deutsche Vogue hat sie sogar zur Vorreiterin der Moderevolution gegen die Skinny Jeans gekrönt. Die Schauspielerin ist also irgendwie das, was Model Kate Moss damals für die Skinny Jeans war.

Aber nicht nur Katie, wir alle fragen uns vor allem nach einer ausgedehnten Zeit in Trainerhosen und gemütlicher Loungewear (Corona-Uniform): Warum sollten wir unseren Schenkeln jemals wieder die Luft abschnüren? Warum ziehen wir nicht für immer Hosen an, die der Hüfte Spielraum lassen, wenn sie breiter geraten ist? Die Generation Z geht dabei einen Schritt weiter. Auf TikTok heisst es jetzt: «Skinny Jeans sind out! Viel zu unbequem, viel zu altmodisch … etwas, das nur Anhänger der Generation Y noch ernsthaft gut finden können.» Den Schnitt dumm zu finden ist da also gerade Trend. Werden die ikonischen Hosen jetzt endgültig vom Erdboden verschwinden?

Blick in die Kristallkugel

Nie wieder enge Jeans? Das passte nicht zu den Gesetzmässigkeiten von Trends. Denn genauso wie Moden vergehen, gilt auch: Auf jeden Trend folgt ein Gegentrend. Auf jeden Gegenstand, ein Gegengegenstand. Irgendwann ist die Skinny Jeans also so uncool oder eben uncool genug und hat einen bestimmten Peak der Uncoolness überschritten, dass sie wieder cool ist. Der aktuellen Liebe zu ausladender, bequemer Kleidung wird bald nämlich auch wieder das Bedürfnis nach Halt und Struktur gegenüberstehen. Den Skinny-Jeans-Hatern ein paar Aussenseiter:innen, die sie wieder tragen. Gegen den Strom. So ganz experimentell.

Wer also so richtig cool sein möchte, der verstaut seine enge Hose jetzt mal im Schrank, um sich da sogleich wieder reinzuquetschen, wenn man sagen kann: Ich habs ja schon immer gewusst. Die Skinny Jeans ist tot, lang lebe die Skinny Jeans.

Von Rahel Zingg am 16. März 2021 - 18:09 Uhr