1. Home
  2. Style
  3. Fashion
  4. Sandra Mansour x H&M Collection: Die Kooperation 2020

Die neue Designer-Kooperation

Sandra Mansour entwirft textile Märchen für H&M

Sie folgt der Sonne vom Tag in die Nacht – so wie es heutzutage auch die Aufgabe von Kleidungsstücken ist: Die Libanesin Sandra Mansour huldigt in ihrer Gast-Kollektion für H&M der Sonnenblume. Wie sie ihre opulente Ästhetik auf Fast Fashion übersetzt, wie wichtig Magie zum Anziehen heutzutage ist und was Schweizer Käse damit zu tun hat – wir haben bei der Designerin durchgeklingelt und sogar Styling-Tipps bekommen.

Artikel teilen

H&M Sandra Mansour

Plakativ: «Fleur du Soleil» ist der Titel der neuen Designer-Kooperation von H&M mit Sandra Mansour.

H&M

Rüschen, Volants, Tüll, ausladende Puffärmel, flirrende Prints und glitzernde Stickereien – was die Libanesin Sandra Mansour aus ihrer blühenden Fantasie zum Leben erweckt, ist nichts für Feiglinge. Ihre Entwürfe sind opulent, mondän und gemacht für rauschende Nächte. Jetzt spannt sie nach Johanna Ortiz, Pringle of Scotland und P.E.Nation mit dem schwedischen Modegiganten H&M zusammen. Fast Fashion aus dem minimalistischen Skandinavien trifft auf detailverliebtes Schneiderhandwerk.

Geht das zusammen? Als Inspiration für die Sandra Mansour × H&M Collection dienten Künstlerinnen wie Toyen, Dorothea Tanning, Lena Leclercq und Bibi Zogbé, sowie die Formen und Farben der Natur. So beschränkt sich die Farbpalette auf erdiges Pilzgrau, Elfenbein und Schwarz, die in Form von romantischen, schwingenden Kleidern, Blusen und Röcken, einem eleganten Blazer sowie Print-Shirts und einem Hoodie in unseren Kleiderschrank flattern. Tupfen, florale Muster und Sonnenblumen bereichern die transparenten, feinen Stoffe und lassen die Handwerkskunst Mansours erahnen, ohne dabei den Streetwear-Charakter, den es für eine Mainstream-Kollektion braucht, ausser Acht zu lassen.

Aber jetzt mal Tacheles: Wie war die Zusammenarbeit? Wir haben bei Sandra Mansour persönlich und bei H&M-Spokesperson Maria Östblom nachgefragt. Voilà:

Style: Sandra, du wurdest von Couture-Legende Elie Saab ausgebildet, deine Entwürfe sind äusserst exklusiv und kunstvoll. Was hat dich dazu bewogen, mit H&M zusammenzuarbeiten? Was ist eure gemeinsame Vision?
Sandra Mansour: Von Elie Saab zu lernen war eine wahrlich bemerkenswerte Erfahrung. Ich kann mich glücklich schätzen, eine so wichtige und dennoch bescheidene Figur der Modeindustrie meinen Mentor nennen zu dürfen. Die Zusammenarbeit mit H&M ist für mich deshalb von so entscheidender Bedeutung, weil sie es mir ermöglicht, eine andere Seite von Mode kennenzulernen und zu beobachten, was passiert, wenn zwei grundverschiedene Brands aufeinandertreffen. Unser gemeinsames Ziel war es, Teile für Frauen auf der ganzen Welt zu entwerfen, die entdecken und träumen wollen.

Maria, es handelt sich dabei um die erste Zusammenarbeit mit einem Brand aus dem Mittleren Osten – eine bewusste Entscheidung?
Maria Östblom: Es war insofern eine bewusste Entscheidung, dass wir uns sofort in das Storytelling hinter Sandras Designs verliebt haben – sie schafft moderne Märchen. Natürlich sind wir auch stolz darauf, Kund*innen auf der ganzen Welt zu erreichen, und haben stets den Anspruch, möglichst divers aufgestellt zu sein. Wir sind mehr als glücklich, mit Sandra eine Designerin an Bord zu haben, die ihren Sitz im Libanon hat und diesen Teil der Welt repräsentiert. Wir schätzen ihre Energie und Expertise, sie strahlt so viel Selbstbewusstsein aus und balanciert Weiblichkeit mit Exzentrik aus – das hat sie zur idealen Partnerin gemacht. 

Sandra, für welche Frau designst du?
Sandra Mansour: Eine starke und dennoch sanfte, unangestrengte Frau, die etwas wagt. Eine, die erlesene, zarte Pieces mag, die herausstechen.

Wie meistert die H&M-Kundin die Kunst, sich abends aufregend, gewagt und dennoch classy zu kleiden – ohne overdressed zu sein? Dein Spezialgebiet ...
Sandra Mansour: Ich glaube, dass jeder die Kunst der Einfachheit meistern – und es gleichzeitig edgy aussehen lassen kann. Nehmen wir diese Kollektion als Beispiel: Die Kundin kann ein gerüschtes Tüllkleid mit flachen Sandalen oder Boots tragen und hat so beides. Das Gleiche funktioniert mit unserem Kaftan, mit einem der Ohrringe und Kitten Heels. Wenn man unseren Blazer über die Alltagsgarderobe wirft, wird sie zu etwas Besonderem. The Sky is the Limit, man muss über den Tellerrand blicken. Ich bin der festen Überzeugung, dass man dann strahlt, wenn man sich in dem wohlfühlt, was man trägt. Diese Kollektion ist sehr luftig, zart und erdig – gemacht, um sich gut zu fühlen. Sie besteht aus Crossover-Pieces, Teilen, die man sowohl tagsüber als auch nachts tragen kann. An denen hat man immer Spass.

Du entwirfst stoffgewordene Märchen. Wie wichtig ist «Magic to Wear», ein bisschen Magie zum Anziehen, jetzt in diesen verrückten Zeiten?
Sandra Mansour: Vielen Dank, das ist eine schöne Art, meine Arbeit zu beschreiben. Ich versuche mich stets poetisch auszudrücken, wenn ich etwas designe. Früher wollte ich Malerin werden, vermutlich rührt es daher. So erlauben einem meinem Kleider, für einen kleinen Moment zu flüchten, in welches ideale Szenario auch immer. Das Kind in einem wird wach und es glaubt ganz fest daran, dass Träume wahr werden können – wenn nicht jetzt, dann später. Das allein ist ein winziger Teil unendlicher Fantasie.

Sandra und Maria, wie denkt ihr, prägt COVID-19 die Modewelt? Ein Blick in die Glaskugel, bitte.
Sandra Mansour: COVID-19 hat Einfluss auf die gesamte Welt, nicht nur die Mode. Wie jedes einschneidende Ereignis schlägt es Wellen – auch im Kopf. Jede Branche verändert sich und hoffentlich zum Guten. Ich denke, die wichtigste Lektion, die wir gelernt haben, ist, dass wir nichts überstürzen müssen und dürfen. Nur so können essenzielle Teile und Kollektionen entstehen.

Maria Östblom: Ich sehe die Krise als eine Zeit zum Nachdenken. Erst wenn wir alles überstanden haben, werden wir erkennen, wie sich unser Lifestyle nachhaltig verändert hat. Ein Beispiel dafür ist das Home Office: Dieser Umstand wird die herkömmliche Art sich im Alltag zu kleiden beeinflussen. Ich nenne es den «Vom Sofa auf die Strasse»-Dresscode. Auf der anderen Seite möchte man mühelose Dekadenz und etwas Kostbares tragen, wenn man auf dem Bildschirm Kontakte knüpft. Vielleicht werden wir in Zukunft etwas von beidem sehen. Fest steht: Es wird wichtig sein, Teile im Schrank zu haben, die easy zu kombinieren sind. Die einen Look – ganz abhängig vom Tag – schnell up- oder downgraden.

Sandra, du bist in der Schweiz aufgewachsen. Was ist typisch Schweizerisch an dir?
Sandra Mansour: Es ist mein zweites Zuhause, ich habe den Grossteil meiner Jugend dort verbracht. Ich liebe Käse! Ich liebe Käse so sehr, dass ich eigentlich gerne meine eigene Käse-Marke rausbringen würde. Vielleicht gehe ich in den Schweizer Bergen in Rente und mache typischen Sandra-Mansour-Käse. Schweizerischer gehts wohl kaum.

Danke, Sandra & Maria 🖤

Die Sandra Mansour × H&M Collection ist ab 27. August online und in ausgewählten Stores erhältlich.

Von Linda Leitner am 30. Juli 2020 - 07:39 Uhr