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Die Moderatorin ist schwanger

Annina Frey: «Ich habe es drauf ankommen lassen»

Moderatorin und DJane Annina Frey erwartet ihr erstes Kind. «Endlich, wie herzig», werden manche sagen. «Easy», sagt Annina. Ein Gespräch über den adäquaten Baby-Freudenschrei, Verantwortung und die richtige Dosis Pragmatismus in den End-Dreissigern.

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Annina Frey

Der Weg ist noch ein langer: Annina Frey freut sich, hat aber auch gehörig Respekt vor dem neuen Leben zu zweit.

Joan Minder

Wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken, es sei alles wie immer. Annina Frey springt für den Fotografen auf eine Mauer, rennt durch die Parkanlage und stellt sich in einen blühenden Busch voller summender Bienen – die türkisen Augen übermütig, die Bauchmuskeln stahlhart, aber leicht gewölbt. «Es sieht aus, als hätte ich zu viel Pasta gegessen», scherzt die Moderatorin und DJane. Aber nein, es ist kein Food Baby. Ende des Jahres wird die 38-Jährige ihr erstes Kind mit Freund Armon auf die Welt bringen. Sie strahlt, ist gelöst. Aber Annina wäre nicht Annina, würde sie das Ganze nicht auf ihre eigene Art und Weise handeln: Sie hortet weder manisch ihre Ultraschallbilder, noch findet sie es ok, aus Rücksicht auf ihre Schwangerschaft nicht mehr zu Parties eingeladen zu werden. Halt Stopp, Frau Frey! Wir hätten da mal ein paar Fragen.

Style: Zu welchem Tierbaby, welcher Frucht oder welchem Dessert darf man gratulieren?
Annina Frey: Oh Gott, diese Schwangerschafts-App, die die aktuelle Grösse des Babys so anzeigt, ist super-strange! Ein Meerschweinchen im Bauch, wer möchte denn sowas? Ich habe die App gar nicht, darum kümmert sich mein Freund. Wir hatten die Süssigkeiten eingestellt und dann kommt er und sagt, wir hätten jetzt einen Donut. 

Nimmt dein Freund die Sache ernster als du?
Natürlich nehme ich sie ernst, aber er nimmt es genauer. Ich frage ihn regelmässig, in welcher Woche ich jetzt bin, weil ich schlichtweg vergesse, zu zählen. Man munkelt, ich sei eine sehr untypische Schwangere. Das Baby stellt nicht plötzlich den Mittelpunkt meines Lebens dar: Das passiert jetzt und ich nehme es, wie es kommt.

Annina Frey
Joan Minder

Das klingt jetzt, als würdest du dich nicht freuen.
Natürlich freue ich mich! Sehr sogar! Aber beim Thema Babies wird immer eine gewisse überbordende Euphorie vorausgesetzt. Meine Reaktion war meist verhältnismässig verhalten, ich musste mich erst mit dem Gedanken dieser Schwangerschaft anfreunden. Aber es stimmt schon: Ich bin nicht der Typ Frau, der jetzt plötzlich täglich Atemübungen macht. Ich habe schon immer auf die Zeichen, die mir mein Körper gibt, gehört. Ich mache das, was für mich richtig ist und somit eigentlich nicht sonderlich viel anders als vorher. Die Menschen um mich herum sind oft überrascht, weil ich die Schwangerschaft nicht in den Vordergrund rücke.

Da spricht die untypische Schwangere?
Ich bin primär Annina und nicht primär schwanger. Ich möchte als Annina wahrgenommen werden und die ist eben – unter anderem – schwanger. Bisher befinde ich mich noch total im Workflow. Die Schwangerschaft kam on top dazu statt zum Lebensmittelpunkt zu werden. Das Ganze ist jetzt Teil meines Lebens, ich musste mich einfach daran gewöhnen. Aber langsam komme ich rein.

Das heisst, die Schwangerschaft war nicht geplant?
Mir war immer klar, dass ich irgendwann Kinder will, konnte mich aber nie aktiv dafür entscheiden. Ich bin ein Kopfmensch und als solcher nie wirklich an den Punkt gekommen, an dem das Timing perfekt gewesen wäre. Andererseits konnte ich mich auch nie definitiv gegen Kinder entscheiden. Ich habe mich immer in der Schwebe befunden. Man bekommt als Mutter wahnsinnig viel zurück, gibt aber auch viel auf. Mir war immer bewusst, was eine Schwangerschaft für mein Leben bedeuten würde. Es ist nicht immer alles «jöö, herzig, megaschön». Es ist eine Umstellung, die ich verantworten können muss. Irgendwann habe ich eine Entscheidung gefällt: Bald bin ich 39 – entweder ich versuche das jetzt einfach oder die Zeit läuft eines Tages ab. In meinem Umfeld gibt es einige Frauen, bei denen es auch in jüngeren Jahren nicht geklappt hat. Drum hiess es dann: Du kannst dich weder dafür noch dagegen entscheiden – lass es doch einfach mal drauf ankommen. Verantwortung für einen anderen Menschen übernehmen – daran werde ich extrem wachsen.

 

Annina Frey
Joan Minder

Dich hat also nicht die biologische Uhr mit voller Wucht getroffen, sondern eher dein Pragmatismus?
Nicht ganz. Ich habe meinem Körper die Wahl gelassen, ob er Lust hat, das zu machen. Ich habe das Gehirn ausgeschaltet und den Körper entscheiden lassen.

Die heutige Gesellschaft zelebriert das Muttersein ad extremum. Manchmal beschleicht einen das Gefühl, nur Mütter könnten erfüllte Frauen sein.
Klar, als 38-jährige kinderlose Frau wirst du ständig auf das Thema angesprochen – von den Medien, im sozialen Umfeld. «Oh, hast du noch kein Kind?», «Willst du nicht?», «Klappt es nicht?». Ich bin voll und ganz der Meinung, dass eine Frau keine Kinder wollen dürfen soll. Der Druck ist enorm. Das trifft natürlich auch diejenigen ganz besonders hart, deren Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Dazu kommt, dass die Reproduktionsmedizin so extrem präsent ist. Das schürt Unbehagen. Es heisst schnell: «Probiert nicht zu lang!», «Möchtest du nicht schon mal Eier einfrieren lassen?». Der nächste Schritt, wenns nicht klappt, ist schon absehbar. Man wird eingeschüchtert und gedrängt, als würde einem gar keine Zeit mehr bleiben.
Generell wird uns oft suggeriert, man sei keine richtige Frau, wenn man das mit den Kindern im Leben nicht geschafft hat. Gerade in der heutigen Zeit des Feminismus muss es uns gelingen, dieses Denken abzuschütteln. Mich hat das immer sehr gestört.

Was hättest du gemacht, wenn es nicht geklappt hätte?
Ich war bis 38 ohne Kinder glücklich. Ich könnte mir vorstellen, dass ich auch so glücklich geworden wäre. Aber Lebenseinstellungen ändern sich, ich versuche mir die Was-wäre-wenn-Frage nie zu stellen.

Annina Frey
Joan Minder

Du hast mal verlauten lassen, du hättest schon dein Leben lang Angst vor einem Heiratsantrag. Wirst du auch da entspannter?
Das Letzte, was ich machen würde, wäre schwanger zu heiraten: Alle haben Spass auf der Hochzeit und du kannst nichts trinken! Aber ich muss ganz ehrlich zugeben, dass mir der Gedanke vom klischeehaften Einmal-Prinzessin-Sein gefällt. Aber die Ehe an sich … Man merkt, ich habe vor jeglicher Bindung grossen Respekt (lacht). Ich war mein Leben lang allein und auf mich gestellt. Hätte ich das nicht durchgezogen, wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Sobald du heiratest, bist du fix zu zweit. Da kann schon mal Panik ausbrechen (lacht). Die Vorstellung von «Auf immer und ewig» finde ich aber eigentlich sehr schön und je älter man wird, desto besser lässt sich das in der Hochzeit manifestieren. Grade zwischen 20 und 40 passiert so viel im Leben, ich persönlich habe diese Zeit für mich selbst gebraucht. Drum gilt vielleicht: je älter umso einfacher? Aber ich bringe jetzt mal unser Baby auf die Welt und dann sehen wir weiter. Eins nach dem anderen.

Sollen es denn noch mehr Kinder werden?
Ich glaub, ich schau erstmal, wie das jetzt so läuft.

Macht die Schwangerschaft dir Angst?
Obwohl der Start nicht ganz problemlos verlaufen ist, geht es mir im Vergleich zu anderen Schwangeren sehr gut. Angst per se habe ich nicht, aber eine gesunde Portion Respekt. Während andere diese Zeit in den höchsten Tönen bejubeln, sehe ich auch das wieder pragmatisch: Da kommt viel auf einen zu, es kann viel schiefgehen, man weiss so vieles nicht. Wie gesagt, ich bin ein Kopfmensch, ich denke viel nach.

Annina Frey
Joan Minder

Beunruhigt es dich, dass sich dein Körper verändern wird? 
Es ist gewöhnungsbedürftig, nicht mehr so agil zu sein. Beim Sport geht es nicht mehr so wie vorher, vom Six-Pack kann ich mich sowieso verabschieden. Ob der wiederkommt, sehen wir dann. Aber das ist auch nicht wichtig. Sport bedeutet für mich vor allem auch seelische Ausgeglichenheit. Dass mich die Schwangerschaft ausbremst, ist wahrscheinlich das Schwierigste für mich. Ich musste vor Kurzem einen Gig absagen und liegen. Wow, eine Herausforderung. Nach ein paar Tagen sagte mein Freund, ich solle doch bitte wenigstens ein bisschen spazieren gehen. Ich werde unausstehlich ohne Aufgabe und Bewegung. Aber ja, drei Jobs gleichzeitig – das geht einfach nicht mehr. Das Baby gibt den Ton an und du gehorchst. Aber die Hauptsache ist, dass es gesund ist. Alles andere ist zweitrangig.

Du bist ein rastloser Mensch. Hast du Pläne, was dein Arbeitspensum nach der Geburt angeht?
Das ist ein weiterer Punkt, der meinen Entscheidungsprozess geprägt hat: Ich mache mir natürlich Sorgen, wie es weitergehen soll. Arbeit, Zeit für die Familie, Kinderbetreuung. Manche Frauen wollen nach der Geburt nicht mehr arbeiten oder planen eine längere Pause ein. Und das hat genauso seine Berechtigung, wie wenn eine Frau zügig wieder in ihren Arbeitsalltag zurück möchte. Es sollte doch beides möglich sein! Wir reden immer von Gleichberechtigung, aber was den Job betrifft, ist es für Frauen zweifellos schwieriger. Frauen wollen selbstständig sein und unabhängig von einem Mann ihr Leben schmeissen – bei ungleichem Lohn schon mal eine schwierige Ausgangslage. Manche Ausbildungen dauern bis in die Dreissiger hinein und dann kommt das Kinder-Thema noch obendrauf. Viel Zeit bleibt dann nicht mehr. Ich persönlich bin ein sehr arbeitsfreudiger Mensch und werde sehr wahrscheinlich kein halbes Jahr in der Baby-Pause verschwinden. Ich bin der Überzeugung, dass nur eine glückliche Mutter eine gute Mutter ist – auch wenn das bedeutet, dass sie nach der Geburt schnell wieder ins Arbeitsleben zurückkehrt. Aber wer weiss … Sag niemals nie.

Annina Frey
Joan Minder

Was macht deinen Freund zum perfekten Vater?
Auch er wollte nie um jeden Preis Kinder. Es ist lustig, er behauptet ständig, er könne nicht gut mit ihnen umgehen. Wenn dann aber welche im Raum sind, hocken sie letzten Endes immer bei ihm und lieben ihn. Er ist extrem geduldig und sehr kreativ, wenn es darum geht, irgendwelche Spiele zu erfinden. Ich weiss schon jetzt ganz genau, dass er der perfekte Vater sein wird.

Von Linda Leitner am 14. Juni 2019 - 10:30 Uhr