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Grund für viele chronische Erkrankungen:

So können sich unsere Zähne auf den ganzen Körper auswirken

Gesunde Zähne sind auch für den restlichen Körper bedeutend. Zahnexperte Dr. Alexander Neubauer erklärt den Zusammenhang zwischen Zahngesundheit und chronischen Erkrankungen im Interview.

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Plastic toy teeth with eyes over pastel pink background. Joke Teeth. Chattering Teeth.

Die Zahngesundheit kann unseren Körper beeinflussen.

Getty Images

Zähne sind nicht nur Werkzeuge zum Kauen und Beissen, sondern auch ein wichtiger Indikator für unsere gesamte Gesundheit und unser Wohlbefinden. Im Mundraum kann sogar die Ursache für viele chronische Erkrankungen liegen. Dr. med. dent. Alexander Neubauer («Die geheime Kraft der Zähne», riva Verlag) erklärt, wie unsere Zähne mit dem Rest des Körpers zusammenhängen, für welche Erkrankungen sie verantwortlich sein können und welche tägliche Routine sich positiv auf die Zahngesundheit auswirken kann.

In Ihrem Buch «Die geheime Kraft der Zähne» schreiben Sie, dass Zähne neben dem Beissen und Kauen eine Schlüsselrolle in unserer Gesundheit haben. Was meinen Sie damit?

Dr. Alexander Neubauer: Wer sein Leben liebt, hat im Grunde genommen nur zwei Wünsche: Erstens, ein möglichst langes Leben und zweitens, dieses Leben bei maximaler Gesundheit zu führen. Und beides – ein langes und gesundes Leben – ist nur mit gesunden Zähnen möglich. Denn die Zähne sind weit mehr als ein reines Kauwerkzeug und spielen eine weitaus grössere Rolle für die Gesundheit als allgemein bekannt ist.

Sie zitieren zudem den Arzt Dr. med. Dietrich Klinghardt, der sagt, 70 Prozent aller chronischen Erkrankungen können ihre Ursache im Bereich Zähne, Mund und Kiefer haben. Was macht die Zähne so besonders?

Zähne sind wie kleine Organe und damit auch an unseren Blutkreislauf angeschlossen. Der Kiefer zählt zu den am stärksten durchbluteten Knochen in unserem Körper. Befinden sich also Bakterien, Toxine oder Schwermetalle im Bereich der Kiefer, so können sich diese sehr schnell über den Blutkreislauf in andere Körperregionen und Organe verteilen und dort zu Schädigungen führen. Auch ihre unmittelbare Nähe zum Gehirn – unserer Hauptkommandozentrale – macht die Zähne besonders, denn über den Nervus Trigeminus, einen wichtigen Hirnnerv, sind sie an unser zentrales Nervensystem angeschlossen und haben somit eine wichtige Wechselbeziehung zu unserem Gehirn und dem ganzen Nervensystem. Auch die körpereigenen Energieautobahnen, die sogenannten Meridiane, verlaufen alle durch bestimmte Zahnregionen. Über diese Meridiane können zum Beispiel Zähne auch zu Störungen anderer Organe oder Körperfunktionen führen, die auf demselben Meridian liegen, wie zum Beispiel ein kranker Zahn.

Was sind typische chronische Krankheiten, die mit den Zähnen zusammenhängen?

Neben den häufigsten Todesursachen Herzinfarkt und Schlaganfall gehören vor allem Krebs, Allergien, Gelenkentzündungen, Diabetes, Migräne, Kopfschmerzen und allgemeiner Energiemangel zu den häufigen Symptomen. Aber auch Erkrankungen im psychischen Bereich wie Burnout und Depression können durch Gifte aus den Zähnen und den Kiefern hervorgerufen oder verschlimmert werden.

Welche Anzeichen können darauf hindeuten, dass eine chronische Erkrankung auf die Zähne zurückzuführen ist? Wie erkennt man den Zusammenhang?

Grundsätzlich sollte man immer, wenn man von einer chronischen Erkrankung betroffen ist, auch die Zähne von einem ganzheitlichen, biologischen Zahnspezialisten untersuchen lassen. Dieser kann dann durch den bisherigen Krankheitsverlauf und die bei der Untersuchung erhobenen Befunde feststellen, ob es einen Bezug zwischen der chronischen Erkrankung und den Zähnen geben könnte. Hierbei wird nach typischen möglichen Krankmachern wie Parodontitis, toten und entzündeten Zähnen, einem falschen Biss, möglicherweise giftigen Materialien im Mund (wie Amalgam) oder auch chronischen Entzündungen im Kieferknochen (NICO/FDOK) gesucht. Alle diese möglichen Krankmacher können vorliegen, ohne dass der Patient oder die Patientin in diesem Bereich Schmerzen hat. Deshalb braucht es hier eine Fachperson, um diese Zusammenhänge abzuklären. Häufig wird hierzu auch ein dreidimensionales Röntgenbild (DVT) angefertigt, um alle Bereiche der Zähne und der Kiefer genau untersuchen zu können.

Laut Ihrem Buch wirkt sich auch Stress negativ auf die Zähne aus. Wie hängt das zusammen?

Stress kann der Auslöser sein für nächtliches Zähneknirschen oder Pressen mit den Zähnen im Schlaf. Der Körper versucht den Stress über Nacht mit den Zähnen «abzuarbeiten». Daher kommen auch die Ausdrücke in der Umgangssprache «Da muss ich halt die Zähne mal zusammenbeissen» oder «Da musst du dich jetzt durchbeissen!». Dies führt aber nicht nur zu einer verstärkten Abnutzung der Zähne, sondern es entsteht auch massiver Druck auf die Halswirbelsäule und den gesamten Muskel- und Bandscheibenapparat der Wirbelsäule und der Kiefergelenke. Kopfschmerzen, Tinnitus, Migräne und sogar Bandscheibenvorfälle oder taube Finger und Kribbeln in den Armen können hier die Folge sein.

Was kann man selbst alles tun, um für eine gute Zahn- und Mundhygiene zu sorgen? Haben Sie konkrete Tipps?

Neben einer guten Mundhygiene zu Hause (regelmässiges Zähneputzen, Reinigung der Zunge und der Zahnzwischenräume) sind auch ein optimal aufgefüllter Vitamin- und Nährstoffhaushalt wichtig für die eigene Zahngesundheit. Auch das sogenannte «Ölziehen» ist ein gutes ayurvedisches Hausmittel, um die Mundgesundheit positiv zu beeinflussen. Hierbei zieht man Kokosöl (ca. ein Esslöffel) für fünf bis zehn Minuten zwischen den Zähnen durch und spuckt es anschliessend aus. Das entgiftet nicht nur, sondern kann auch die Mundflora positiv beeinflussen.

Dass Zucker den Zähnen schadet, ist allgemein bekannt. Welche Rolle spielt eigentlich die Ernährung sonst noch beim Thema Zahngesundheit?

Die Ernährung spielt natürlich eine grosse Rolle. Vor allem ist eine ausreichende Nährstoffversorgung sehr wichtig. Denn nur mit genügend Mineralien im Speichel können sich Zähne auch wieder härten – durch die sogenannte Remineralisation. Besonders wichtig für gesunde Zähne und den Stoffwechsel des Kieferknochens sind Vitamin D3 (wird über die Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet, ist aber auch in Fisch und Fischöl enthalten). Zu Vitamin D3 gehört auch immer Vitamin K2, zum Beispiel aus Grünkohl, Spinat oder Kichererbsen. Auch wichtig ist Magnesium, das vor allem in Nüssen und Samen sowie Kakao oder Amaranth zu finden ist, und Vitamin C, etwa aus Acerola, Hagebutte, Sanddornbeere oder roten Paprika.

Neben Zucker sind vor allem Säuren vor allem in Getränken sehr schädlich für die Zähne. Säfte, Schorlen oder Cola und andere Softdrinks weisen einen sehr sauren pH-Wert auf, der die Zähne entkalken kann und sie somit anfälliger für Karies macht. Also lieber Wasser als Säfte und Softdrinks. Das ist nicht nur für die Zähne gesünder, sondern auch für den ganzen Körper.

Von spot am 17. Mai 2023 - 12:14 Uhr