Das hat uns noch gefehlt! Corona schlägt nicht nur aufs Gemüt, sondern lässt auch noch unsere Haare schwinden. Kann das wirklich sein? Ja, sagen Dermatologen. «Unterschiedliche Stressoren haben einen mannigfaltigen Einfluss auf unseren Haarwuchs», erklärt Prof. Dr. Mirjana Maiwald vom Hautärzte-Zentrum am Zürisee. «Diese können chemisch, klimatisch, mikrobiell, akustisch, organisch oder psychisch-emotionelle Ursprünge haben.»
Die Pandemie sorgt für Stress
Unser Gefühlszustand hat also einen Einfluss auf unseren Haarwuchs. Daher kann es gut sein, dass ausgerechnet jetzt, ein paar Monate nach dem Lockdown im Frühling, viele über Haarverlust klagen. So zeigt eine Studie der Universität Basel, dass sich 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung auch nach dem ersten Lockdown gestresster fühlen als vor der Pandemie.
Cortisol hemmt den Haarwuchs
Stressbedingter Haarausfall tritt normalerweise etwa drei bis sechs Monate nach einem auslösenden Ereignis auf – in Form eines heranschleichenden Haarausfalls. Der Grund: «Bei Stress wird das schützende Hormon Cortisol produziert, das neben vielen anderen Auswirkungen auch das Haarwachstum nachteilig beeinflusst», erklärt Mirjana Maiwald. «Je nach Stärke der Stressreaktion kann es zum kreisrunden oder gar zum kompletten Haarausfall am Kopf kommen.»
Manchmal hilft Geduld
Was machen, wenn täglich mehr Haare in der Bürste hängen bleiben? «In erster Linie sollte man eine korrekte Diagnose stellen lassen, weil diese die Therapie und die Prognose bestimmt», sagt die Dermatologin. In den besten Fällen reicht es, wenn man einfach zuwartet und die Haare von selbst wieder spriessen. Ist das aber nicht der Fall, können medizinische Therapien mit Lotions oder Tabletten helfen. «In den letzten Jahren hat die Eigenbluttherapie mit plättchen-reichem Plasma den Durchbruch geschafft», sagt Mirjana Maiwald. Dafür wird ein Bestandteil (Plasma) aus dem Eigenblut gewonnen und in die betroffene Kopfhaut gespritzt.
Alter spielt eine Rolle
Viel häufiger als Stress ist jedoch das Alter schuld – dann sprechen Experten von anlagebedingtem Haarausfall. Dabei werden im Laufe des Lebens die Haare immer schütterer. Bei Männern beginnt dieser Prozess bereits während der Pubertät, bei Frauen häufig nach der Menopause. «Während es bei Männern zu immer tieferen Geheimratsecken mit Ausbildung einer Stirn- und Scheitelglatze kommt, zeigt sich bei Frauen eine zunehmend sichtbare Kopfhaut bei Lichtung des zentralen Haarscheitels», erklärt Mirjana Maiwald.