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Du schaffst das! Und du auch …

Lily Allen ist jetzt rauchfrei – so bleibt sie es

Ein Monat ohne Zigarette. Das hat Lily Allen geschafft. Jetzt alles überstanden? Der Körper, die Haut – alles wieder im Grünen? Auf was sich die Sängerin noch gefasst machen muss und worauf es nun ankommt. Ein Erfahrungsbericht.

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CHELTENHAM, UNITED KINGDOM - MARCH 13: (EMBARGOED FOR PUBLICATION IN UK NEWSPAPERS UNTIL 24 HOURS AFTER CREATE DATE AND TIME) Lily Allen watches the racing as she attends day 4 'Gold Cup Day' of the Cheltenham Festival 2020 at Cheltenham Racecourse on March 13, 2020 in Cheltenham, England. (Photo by Max Mumby/Indigo/Getty Images)

Rauchstopp: Lily Allen hat mit einem Monat ohne Zigarette schon mal die erste Hürde geschafft.

Getty Images

«Hier sind ein paar Bilder von mir auf denen ich rauche», schreibt Lily Allen unter ihren Instagram-Post. Nicht weil die britische Sängerin jetzt sponsored by *irgendeine Zigarettenmarke* ist, sondern weil man sie so in Zukunft nicht mehr sehen wird. Sie raucht nämlich seit einem Monat nicht mehr.

Okay Lily, hier schreibt eine seit einem Jahr nicht mehr rauchende Raucherin. Als Nichtraucherin würde ich mich nicht bezeichnen. Vielleicht habe ich ja auch gar nicht mit dem Rauchen aufgehört – vielleicht mache ich nur eine Pause und es geht vor allem darum, diese Pause so weit wie möglich auszudehnen. Das etwa waren meine Gedanken nach meinem ersten Monat Abstinenz.

Meine Pause dauert jetzt ziemlich genau ein Jahr. Und je länger sie wird, desto weniger trifft die Bezeichnung «Pause» zu. Eher «Anfang vom Ende». Wenn ich das von Lily höre, denke ich an meinen ersten Monat. Also lasst mich ausführen. Vielleicht versteckt sich darin ja eine Art geheime Formel, die ich selbst nicht erkenne. Die Formel zum Nichtrauchen.

Aufgehört zu rauchen. Kurz danach. Anstrengend.

Eine Stunde nach meiner letzten Zigarette lade ich mir eine Nichtraucher-App auf mein Smartphone. Und dann, um ganz sicherzugehen, noch eine zweite. Bei allen (es folgen noch mehr – zeitweise arbeite ich mit vier Apps gleichzeitig) muss man anfangs ein paar Einstellungen vornehmen. Wann hat man angefangen zu rauchen und wie viel im Schnitt? Wie viel kosten Zigaretten? 

Bereits nach den ersten 24 Stunden kriegt man diverse Push-Nachrichten (Puls normalisiert sich, die Sauerstoffversorgung des Blutes auch, das Risiko eines Herzinfarktes sinkt, sämtliches Kohlenmonoxid ist aus dem Körper verschwunden, man hat schon ein bisschen was an Geld gespart). Im Minutentakt hagelt es Erfolge. Die braucht man, denn am Anfang ist es: anstrengend.

Anstrengend. Ich checke die Apps alle halbe Stunde auf neue Erfolge. Der Gedanke, nie wieder zu rauchen, schnürt mir die Brust zu. Nie wieder? Nie wieder Zigarette rausfummeln. Feuerzeug dazu. Die Flamme. Das Knistern des Tabaks … schnell ablenken.

Ablenkung. App Nummer 1 auf. App Nummer 2 auf. Im Internet habe ich gelesen, man solle ein Glas Wasser exen, wenn man rauchen möchte. Oder dass es hilft, sich Bilder von abgebrannten Zigarettenstummeln anzusehen, wenn man Lust bekommt. Das Tap mit dieser Bildsuche bleibt auf meinem Handy für eine Zeit lang offen. Zumindest solange der Kopf so schmerzt.

Kopfschmerzen. Mein persönliches und einziges körperliches Entzugssymptom. Sie halten die ersten beiden Wochen an. Gemäss App sollte ich husten. Weil sich die Lunge zu regenerieren beginnt. Ich huste nicht.

Nach zwei Wochen sind die Kopfschmerzen weg. Auch in den darauf folgenden zwei Wochen huste ich nicht. Reinigt sich meine Lunge nicht anständig? Ich fühle mich weder weniger müde, oder frischer, noch sieht meine Haut (obwohl es die App behauptet) besser aus.

Warum weiter widerstehen? Weil man schnell merkt, wie kurz die Momente des Verlangens sind und wie schnell man sie weggedacht hat. Und wie gut das Gefühl nicht nachgegeben zu haben nach jedem dieser Momente ist.

Einen Monat nicht geraucht. Komisch.

Nicht mehr anstrengend. Aber vieles, was ich so mache, fühlt sich komisch an. Als hätte ich etwas vergessen. Ich mache alles so wie immer. Fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit (damals noch nicht im Home Office), trinke morgens meinen Kaffee, verabrede mich auf einen Feierabenddrink. Alles ist eigentlich wie immer und trotzdem ganz anders. Sicherheitshalber habe ich mittlerweile schon jedem und jeder erzählt, dass ich aufgehört habe. Niemand lacht. Alle nehmen mich ernst. Ich brauche den Druck.

Laut meiner App habe ich bereits 250 Franken gespart. Wo ist das Geld? Ich habe nicht wirklich mehr Geld – und zusätzlich keine Zigaretten mehr. Zum Glück habe ich ja aber die App, die mir sagt, wieviel ich jetzt eigentlich hätte gespart haben sollen. Von meinem neuen Reichtum bekäme ich sonst nichts mit.

Ab einem Monat Nichtraucher*in. Seltsam normal.

Die Apps. Die haben einen grossen Teil dazu beigetragen, dass ich noch nicht geraucht habe. Einfach nicht zu rauchen, reicht mir nicht. Ich will ständig von allen hören, wie toll ich das mache. Und manchmal ist es auch okay, wenn mir das eine App sagt. Ich will hören, dass ich reicher bin. Ich muss hören, dass ich gesünder bin!

Die Apps zurücksetzen als Albtraum. Das Schlimmste an den Träumen, die ich vor allem während des zweiten Monats habe, ist nicht die Tatsache, dass ich darin wieder geraucht habe, sondern dass mir innerhalb des Traumes dann auch sofort durch den Kopf schiesst, dass ich jetzt die ganzen Apps wieder zurücksetzen muss. Mensch. Schade.

Ich denke nach einem Monat nicht mehr ständig ans Rauchen. Trotzdem. Ich vermisse es. Schliesslich habe ich es auch gerne getan. Dafür habe ich jetzt 250 Franken gespart. Mein plötzliches Herztodrisiko ist gesunken. Geruchs- und Geschmackssinn sind wieder vollständig zurück. Meine Lunge ist wieder besser durchblutet. Mein Blutkreislauf hat sich stabilisiert. Nach einem Monat.

Willkommen an diesem Punkt, Lily Allen. Und das Beste: Es wird immer besser. Die App-Abhängigkeit verschwindet irgendwann auch wieder.

Von Rahel Zingg am 8. Dezember 2020 - 16:03 Uhr