Mal angenommen wir befänden uns auf ein Jahr genau in der Vergangenheit und wagten einen Blick in die Zukunft. In die neue Dekade. In eine Zeit in Zeiten von. Was hätten wir uns bei diesen Schlagzeilen an den Kopf gefasst! «FCZ und FCB wehren sich gegen Geisterspiele» steht im Juli in der NZZ. Der Tagesanzeiger titelt im Oktober «So gefährlich ist Covid-19 im Vergleich» und die New York Times im selben Monat «Coronavirus Reinfections Are Real but Very, Very Rare». Wir hättens nicht gerafft, stünden bei Begriffen wie Geisterspiele, Covid-19 und Coronavirus nicht gefühlt auf dem Schlauch, sondern gänzlich in einer Utopie, in der es Fragezeichen regnet.
Mittlerweile verstehen wir Covid-19, wissen das Wort Geisterspiele zu verwenden, können den News-Portalen folgen, wenn diese schreiben, dass sich ein gewisser Herr mit umstrittener Frisur und noch umstritteneren Ansichten trotz Corona-Erkrankung zu anderen Menschen in einen schwarzen SUV setzt. Mit der Corona-Sprache verhält es sich wie mit jeder Sprache: das Vokabular wächst und wächst und wächst. Neue Zeiten erfordern neue Wörter. Also, kramt Voci-Kärtchen und Stift aus der Schublade, folgende Wortschöpfungen bringen Schwung in euren Corona-Sprachgebrauch:
Coronials (auch: Coronababys)
Menschen, die während der Corona-Pandemie gezeugt worden sind.
Covidiot
Person, die sich nicht an die Corona-Regeln hält.
Corona-Couture
Mode, die durch das Coronavirus geprägt wurde. Als populärstes Stück der Corona-Couture gilt die Maske.
Doom Scrolling
Obsessives Scrollen durch den Newsfeed, das zum übermässigen Konsum von schlechten Corona-Nachrichten führt.
Infodemie
Globale Verbreitung von falschen Informationen.
Rona
Personifikation des Coronavirus: Eine geschaffene fiktive Person, der bei Corona-Beschwerden die Schuld zugewiesen werden kann.
Staycation
Ferien, die zu Hause verbracht werden.
Seifi-Bosch (auch: Seifi-Boss)
Menschen, die nach Richtlinien der Präventionskampagne vom Kanton Basel-Stadt die Hände richtig waschen und ihre Mitmenschen anschliessend mit der Hanglose-Geste begrüssen.
Maskne
Akne, ausgelöst durch das Tragen einer Maske.
Mask-have
Obligatorisches Tragen einer Maske.
Neustalgie
Abgeschwächte Form von Nostalgie, die die neue Sehnsucht banaler, aber trotzdem gerade nicht stattfindender, Dinge beschreibt.
Quarantine
Person, die während der Pandemie potenziell das nächste Valentine (Date am Valentinstag, Äquivalent zu: Liebschaft) abgeben könnte.
Quarantini
Martini-Drink, der während der Quarantäne eingenommen wird.
Wuhan-Shake
Wuhanische Begrüssung bei der sich die Füsse zweier Menschen berühren. Gilt als Corona-konforme Alternative zum klassischen Handschlag.
Zumping
Das Sich-Trennen von einer Person (engl.: dumping) via Videoplattform Zoom.
«Sie wurde eben gerade gezumpt, hat aber nach ein paar Schlucken Quarantini das nächste Quarantine auf Tinder gesichtet.» – seid ihr noch verwirrt oder sprecht ihr schon fliessend Coronaisch?