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Tops und Flops

Die Schweiz und der ESC – eine Hassliebe

Am Donnerstagabend heisst es Daumen drücken für Gjon’s Tears, der die Schweiz am diesjährigen Eurovision Song Contest in Rotterdam vertritt. Egal, ob er das Finale vom Samstag erreicht oder nicht – er ist mit beidem in bester Gesellschaft. Vom grossen Sieg bis zur Nullnummer war für die Schweiz seit 1956 alles dabei.

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 NEW YORK, NY - March 07: Celine Dion seen leaving her hotel in New York City for her concert at the Prudential Center in New Jersey on March 07, 2020. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xRWx

Vom ESC-Nobody zum Superstar: Céline Dion legte den Grundstein für ihre Weltkarriere mit Hilfe der Schweiz: Sie siegte für uns 1988. 

imago images/MediaPunch

Eins vorweg: So schlecht stehen wir nicht da im internationalen Vergleich. Die erfolgreichsten ESC-Länder sind zwar Irland, Schweden und Grossbritannien. Aber mit Rang 13 von insgesamt 52 Teilnehmerländern, kann sich die Schweiz doch sehen lassen.

Zu verdanken hat sie diesen zwei Siegen und jeweils drei zweiten und dritten Plätzen. In der Folge fand der ESC denn auch zweimal bei uns statt: 1956 in Lugano und 1989 in Lausanne.

Die Siegerinnen: Lys Assia und Céline Dion

Der erste Sieg ging gleich bei der ersten Teilnahme aufs Konto der Schweiz. Lys Assia, ✝ 94, gewann 1956 mit dem Lied «Refrain». Der zweite Schweizer Sieg legte den Grundstein einer ganz grossen internationalen Karriere: Céline Dion, 50, sang 1988 für die Schweiz «Ne partez pas sans moi» – getextet übrigens von der Tessiner Sängerin und Komponistin Nella Martinetti, ✝ 65. Der kanadische Weltstar ist heute mit über 330 Millionen verkauften Tonträgern eine der weltweit erfolgreichsten Sängerinnen.

Lys Assia ESC

Die Frau der ersten Stunde: in den ersten drei ESC-Jahren vertrat Lys Assia die Schweiz. Fazit: ein Sieg, ein zweiter Rang, einmal Platz acht. 

imago stock&people

Ein zweiter Rang geht ebenfalls aufs Konto von Lys Assia. 1958 verpasste die Zürcherin mit «Giorgio» den Sieg nur knapp. Und auch der zweite Platz von 1963 war der Start einer äusserst erfolgreichen Karriere – und wieder nicht jener einer Schweizerin: Die israelische Sängerin Esther Ofarim, 79, trat mit «T’en vas pas» für die Schweiz an.

Danach war sie zuerst solo, vor allem aber im Duo mit ihrem Mann Abi international bekannt: Ihren Song «Cinderella Rockefeller» kannte Ende der Sechziger Jahre jedes Kind. 1986 erreichte die italienisch-schweizerische Sängerin Daniela Simmons, 60, mit dem Lied «Pas pour mois» den zweiten Rang.

Die Karriere der Französin Franca di Rienzo, 82, die 1961 mit «Nous aurons demain» den dritten Rang für die Schweiz erreichte, blieb auch nach dem ESC überschaubar. Ebenso die der Fribourgerin Arlette Zola, 72, die es 1982 mit «Amour on t’aime» in die Top Drei schaffte.

1993 versuchten wir es nochmal mit einer Kanadierin und hatten durchaus Erfolg: Annie Cotton, 45, ersang sich mit «Moi, tout simplement» den dritten Platz. Die Weltkarriere à la Céline Dion blieb allerdings aus.

Der ESC als Karrierestart

Um den Grundstein für eine beeindruckende Karriere zu legen, musste mans allerdings gar nicht aufs Siegertreppchen schaffen: Paola Felix, 70, reichte es 1969 mit «Bonjour, bonjour» nur für Rang 5. Trotzdem war ihre ESC-Teilnahme der Anfang einer beispiellosen Gesangs- und Moderations-Karriere im deutschsprachigen Raum. Sie vertrat die Schweiz 1980 übrigens noch einmal und wurde Vierte.

Paola Felix beim Empfang auf dem roten Teppich bei der Verleihung des - BAMBI 2019 - im Festspielhaus in Baden-Baden. *** Paola Felix at the red carpet reception at the BAMBI 2019 awards at the Festspielhaus in Baden Baden. Copyright: xEventpressxRadkex

Paola Felix startete ihre beispiellose Karriere mit ihrer Teilnahme am ESC. 

imago images/Eventpress

Ganze viermal vertraten Peter, Sue und Marc (PSM) unser Land. Ihre erste Teilnahme 1971 («Les illusions de nos vingt ans») schaffte es allerdings gerade mal auf Platz 12. Aber auch für das Berner Trio war dies der Startschuss einer grossen Karriere. 1976 und 1981 erreichten sie den vierten ESC-Rang. Ihre unzähligen Hits gibts inzwischen als Musical «Io senza te».

«Übrigens begannen am ESC nicht nur musikalische Karrieren: 1991 ersang sich eine gewisse Sandra Simò für die Schweiz den 5. Rang. Sie verabschiedete sich später von ihrem Künstlernamen und ist unter ihrem richtigen - Sandra Studer, 52 - eine der erfolgreichsten Moderatorinnen des Landes.»

PSM-Star Peter Reber, 72, ist verantwortlich für einen weiteren grossen ESC-Hit: Er komponierte Pepe Lienhards, 75, «Swiss Lady», mit welcher dieser 1977 für die Schweiz antrat. Er musste sich zwar mit Rang 6 zufriedengeben, der Song wurde aber nicht nur ein riesiger Chart-Erfolg, sondern gehört heute zum Schweizer Kulturgut.

Übrigens begannen am ESC nicht nur musikalische Karrieren: 1991 ersang sich eine gewisse Sandra Simò für die Schweiz den 5. Rang. Sie verabschiedete sich später von ihrem Künstlernamen und ist unter ihrem richtigen – Sandra Studer, 52 – eine der erfolgreichsten Moderatorinnen des Landes.

Die Flops: Switzerland, zero Points!

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Wenn man das ESC-Feld von hinten aufrollt, kommt wenig Schmeichelhaftes zutage. In der Liste des häufigsten letzten Ranges landen wir auf Platz 9, bei den häufigsten Nullpunkte-Nummern sogar auf Rang 2 (gemeinsam mit Deutschland und Norwegen, «besser» ist in dieser Hinsicht nur Österreich).

 DJ Bobo live bei einem Konzert seiner KaleidoLuna -Tour in der Lanxess-Arena. Köln, 08.06.2019 *** DJ Bobo live at a concert of his KaleidoLuna Tour in the Lanxess Arena Cologne, 08 06 2019 Foto:xC.xHardtx/xFuturexImage

Auf der Bühne immens erfolgreich, am ESC ein Flop: DJ Bobo konnte für die Schweiz nicht punkten. 

imago images/Future Image

Die erste Nullnummer für die Schweiz fuhr 1964 die Tessinerin Anita Traversi, ✝ 53, ein. 1967 folgte ihr die Bernerin Géraldine, 74, auf den letzten Platz.

1998 bildete Gunvor, 46, das Schlusslicht, 2004 Piero Esteriore, 43, mit seinen MusicStars – und 2007 machte DJ Bobo, 53, die Erfahrung, dass ein bekannter Name kein Garant für ESC-Erfolg ist: Zero Points für «Vampires Are Alive».

MDR - Frühling bei uns . Sänger Luca Hänni während der MDR Fernsehshow Frühling bei uns am 08.05.2021 in Leipzig. 2021508BOS0044 *** MDR Spring with us singer Luca Hänni during the MDR TV show Spring with us on 08 05 2021 in Leipzig 2021508BOS0044

Ehrenretter: Luca Hänni erreichte für die Schweiz 2019 den vierten Rang. 

imago images/STAR-MEDIA

Seit 2008 müssen sich die Teilnehmenden in einem Halbfinale für den Final qualifizieren. Dies scheint eine kaum passierbare Hürde für die Schweiz zu sein. Paolo Meneguzzi, 44, (2008), die Lovebugs (2009), Michael von der Heide, 49, (2010) und Sinplus (2012) scheiterten an ihr.

Aber es gab auch Ausnahmen: Anna Rossinelli, 34, erreichte 2011 das Finale und landete schliesslich auf Rang 25. Sebalter, 35, schaffte es 2014 gar auf Platz 13. Und dann natürlich Luca Hänni, 26. Der Berner holte 2019 erstmals nach 26 Jahren (!) eine Top-5-Platzierung für die Schweiz heraus: «She Got Me» schaffte es auf den vierten Rang. Wir hoffen, er hat zumindest den Halbfinal-Bann gebrochen. Mach uns doch bitte den Luca, Gjon!

Von SC am 19. Mai 2021 - 17:45 Uhr