Dieses Baby wird ein grosser Ski-Fan. So viel ist jetzt schon klar. Denn sowohl die Lauberhorn- als auch die Hahnenkammrennen in Kitzbühel hat die kleine Luisa wunderbar umgangen, als es darum ging, den idealen Zeitpunkt zu wählen, um das Licht der Welt zu erblicken.
Der neugeborene Familienzuwachs von Beat Feuz, 34, Partnerin Katrin Triendl, 34, und Tochter Clea, 3, hatte seinen ganz eigenen Kopf. Eigentlich wäre der Geburtstermin erst Ende Januar gewesen, weshalb der Skistar vergangene Woche «noch nicht gerade auf heissen Kohlen» sass, wie er im Interview mit der SDA noch gesagt hatte. Das Handy aber liess er sicherheitshalber trotzdem an über Nacht. «Man weiss ja nie genau, wann es so weit ist.»
Als hätte er es geahnt, war es nur kurze Zeit später so weit – notabene aber nach den Rennen in Wengen, bei denen Feuz gleich zwei Mal unter die besten drei gefahren ist. Die Siegerehrung im Dorf vom Samstagabend liess er sausen, um nach Hause nach Österreich zurückzukehren. Dort kam wohl nur kurze Zeit später das zweite Mädchen der Familie zur Welt und hat diese «mächtig stolz» gemacht. «Einfach nur ein Wunder, so ein kleiner Mensch!», schwärmt der Emmentaler am Montagabend auf Instagram.
Und so steht auch einer Teilnahme am Abfahrtsklassiker in Kitzbühel vom Wochenende nichts im Wege. Auch die Streif werden die Abfahrer dieses Jahr gleich zwei Mal runtersausen – wie vergangene Saison. Damals konnte Feuz eine Lücke in seinem Palmarès schliessen, als er zum ersten Mal die Abfahrt in Kitzbühel gewann. Und das gleich doppelt. Nun also hat er dank des perfekten Timings von Luisa die Chance, seine Siege zu verteidigen. Hätte sich das Mädchen kommendes Wochenende angekündigt, hätte Feuz den Weltcup-Event sausen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken. «Dann würde ich auf ein Rennen verzichten und mit dem Heli ins Spital fliegen», hatte er schon im Herbst im «Blick» angekündigt. «Die Familie ist mir nun einmal x-mal wichtiger als ein weiterer Sieg am Lauberhorn oder in Kitzbühel.»
Aufs Verzichten kann Feuz nun getrost … verzichten. Der vierfache Disziplinen-Sieger im Abfahrts-Weltcup wird weder die ersten Tage zu viert noch eine Teilnahme an den Hahenkammrennen verpassen – und hat damit so ziemlich den Jackpot geknackt. Doch auch andere Schweizer Sportstars hatten das Glück und den Sportsgeist ihrer neugeborenen Babys auf ihrer Seite.
Haarscharf hat er es nicht mehr geschafft. Direkt nach dem enttäuschenden EM-Spiel gegen Italien in der Gruppenphase rauschte Nati-Kicker Yann Sommer, 33, ab, um seiner Frau Alina bei der Geburt beizustehen. Doch das Baby war bereits auf der Welt, als er in Köln eintraf. «Natürlich habe ich mir gewünscht, dass ich es rechtzeitig schaffe», sagte er später im Gespräch mit «Bluewin». Allzu lange aber beschäftigte ihn das nicht: «Für mich hat die Freude überwogen, als ich ins Krankenhaus kam. Dann war die andere Sache schon vergessen.»
In der Folge konnte er einige Stunden mit dem neugeborenen Familienmitglied, seiner Frau und Tochter Mila, damals anderthalb, verbringen, was «sehr schön» gewesen sei. «Ich habe den Tag danach sehr genossen. Unsere Kinder haben sich das erste Mal kennengelernt, etwas viel Schöneres gibt es nicht.»
Lange bleiben konnte er allerdings nicht: Schon am Freitag – am Mittwochabend war er nach Köln geflogen – kehrte er wieder ins Nati-Camp zurück. Der bereits aufgebotene Ersatzgoalie Yvon Mvogo musste das alles entscheidende Spiel gegen die Türkei doch auf der Bank verbringen. Und Sommer wuchs in der Folge über sich hinaus – und führte die Schweiz bis ins Viertelfinale.
Breel Embolo
An der WM 2018 in Russland war es Breel Embolo, 24, gewesen, der die Baby-Bombe perfekt getimt hatte – ohne allerdings selbst davon auszugehen. Vor der Geburt seiner Tochter hatte der Nati-Kicker gesagt, dass die WM Vorrang habe, er mit dem Team lange in Russland bleiben wolle. Der Basler nahm in Kauf, die Geburt seiner Tochter zu verpassen. Doch dann hat er es doch noch hingeschafft.
Nach dem letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica hatte Freundin Naomi ihm mitgeteilt, «es sei jetzt dann so weit», wie die «NZZ» berichtete. Die Nacht verbrachte er daraufhin schlaflos im russischen Teamhotel, ehe er am nächsten Morgen nach Zürich flog. Die Maschine dafür hatte der Schweizerische Fussballverband seit geraumer Zeit organisiert. In Zürich angekommen, fuhr Embolo direkt ins Spital – und kam rechtzeitig. «Ich habe alles gesehen. Es sah nicht sehr schön aus», sagte Embolo später lachend. «Aber es hat sich toll angefühlt.» Mittlerweile ist Naliya dreieinhalb Jahre alt und hat mit Clay Enzo, 2, einen kleinen Bruder.
«Ich habe alles gesehen. Es sah nicht sehr schön aus»
Breel Embolo über die Geburt seiner Tochter
Pünktlich auf das Achtelfinale gegen Schweden war Embolo wieder zurück bei der Nati. Alles war perfekt aufgegangen. Nur nicht das sportliche Ziel, das ihm so viele im Spital neben Gratulationen mit auf den Weg gegeben hatten. Alle hätten zu ihm gesagt, berichtete Embolo, er solle nicht heimkehren vor dem 15. Juli, dem Tag des WM-Finals. Den sollte er allerdings von zuhause aus verfolgen, wie sich herausstellte. Nach dem Achtelfinale flog die Nati heim.
Simon Ammann
Flieg, Simi, flieg! Und das tat Skispringer Simon Ammann, 40, kurz nach der Geburt seines zweiten Kindes Charlotte. Nach der Niederkunft am 17. Januar 2017 reiste der Sportler schon zwei Tage später zum Weltcup-Springen ins polnische Zakopane.
Charlotte legte ein tolles Timing an den Tag. Sie beendete Ammanns Wettkampfpause, die er zuvor wegen bescheidener Ergebnisse eingelegt hatte und in deren Folge er auf die Springen in Wisla verzichtete, mit einem Paukenschlag. Nur wenige Tage nach der Geburt seines zweiten Kindes gab Ammann sein Wettkampf-Comeback und sprang in Zakopane schliesslich in den 32. Rang.
Mittlerweile feiert ihn zuhause gleich ein Kinder-Trio vor dem Fernseher an. Neben Charlotte haben Ammann und seine Ehefrau Yana zwei weitere Kinder: den 7-jährigen Théodore und den eineinhalbjährigen Aaron.
Diego Benaglio
Er wollte unbedingt bei der Geburt dabei sein. Im Vorfeld war 2010 entsprechend heiss diskutiert worden, ob Sommer-Vorgänger Diego Benaglio, heute 38, beim Auftakt in die EM-Qualifikation gegen England würde dabei sein können.
Das erste Kind von Benaglio und Ehefrau Nadin liess sich Zeit. Der Goalie unterstützte die Schweizer Nati gegen England, konnte allerdings die Niederlage auch nicht verhindern. Selbst ein Club-Spiel mit seinem damaligen Verein Wolfsburg konnte er noch absolvieren, ehe Tochter Melija das Licht der Welt erblickte. «Ich bin gerührt und emotional bewegt. Wir freuen uns unglaublich über die Geburt von Melija», sagte Benaglio im Gespräch mit «20 Minuten» begeistert. Und dass er letzten Endes weder das Nati-Spiel noch die Bundesliga-Partie, sondern tatsächlich nur ein Clubtraining sausen lassen musste, um bei der Geburt dabei zu sein, war gleich das Tüpfli auf dem i. «Ich danke meiner Prinzessin für das perfekte Timing!»