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Klein, aber oh oh

Der Nachhaltigkeits-Albtraum im Mini-Format

Der nächste Wochenendtrip ist schon geplant und auf eurer imaginären To-Do-Liste steht der Einkauf von Travel-Size-Shampoo, -Duschgel und -Bodylotion ganz oben? Denkt lieber nochmal nach – denn die Produkte sind trotz Mini-Grösse echte Umwelt-Killer.

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Various toiletries in clear plastic travelling bottles on neutral paper background with long shadows, copy-space

Beautyprodukte in Reisegrösse sind Gift für unsere Plastik-Bilanz.

Getty Images/iStockphoto

Urgh, Verpflichtungen. Ein Wort, das nur schon beim Hören Stress in uns auslöst. Unsere Generation ist jung und wild und selbstbestimmt. Und sie will sich zu gar nichts verpflichten. Wir lieben es, Dinge kurz anzutesten und dann auf etwas anderes zu wechseln – egal, ob das nun den Job, den Partner oder nur das neue Duschgel im Schrank betrifft. Klar also, dass Mini-Produkte in «Test-Grössen» schwer gefragt sind. Sie sind herzig, schnell aufgebraucht und passen noch dazu ohne Probleme ins Handgepäck, wenn wir mit dem Billigflieger unterwegs zum Weekend-Roadtrip nach Lissabon sind. Awesome, oder?

Mehr Plastik im Land

Vielleicht habt ihr den Hauch von Ironie, der in den letzten Zeilen mitschwingt, schon gespürt. Das Ding ist nämlich: Während Partner- und Jobtausch immerhin ohne grossartige Umweltverschmutzung auskommen, werden die Mini-Beautyprodukte zum echten Problem. Viele von ihnen werden am Ende der Ferien einfach vor Ort zurückgelassen. In einigen Hotels werden sie Tag für Tag ausgetauscht, andernfalls reichen sie für nicht viel mehr als ein verlängertes Wochenende. Jede Menge Supermarktregale sind gefüllt mit Produkten, die so klein sind, dass es zur echten Challenge wird, sie zu recyclen. Denn selbst, wenn man es versucht: Die geringe Grösse macht es für Recyclinganlagen schwer, sie zu erfassen. Meist werden sie – wie Plastikröhrli – einfach zum Restmüll sortiert. Die Folge? Geschätzte 980 Tonnen Mini-Produkte, die jährlich auf Müllhalden landen. 

Dem Teufelskreis entkommen? Easy!

Was das für euch nun heissen soll? Mehr Commitment für Full-Size-Produkte, weniger Flugreisen? Das wäre natürlich der Idealfall fürs Klima. Aber auch kleine Schritte helfen. Wer die Mini-Goodies im Hotel links liegen lässt und stattdessen in kleine Mehrwegfläschchen investiert, kann seine eigenen Produkte abfüllen. Feste Körper- und Haarseife kommt ganz ohne Verpackung aus und fliegt problemlos im Handgepäck. Und: Auch immer mehr Firmen erkennen den Bedarf nach nachhaltigen Lösungen.
Nach dem deutschen Entscheid, ab 2021 bei Wegwerfprodukten wie Wattestäbchen und Geschirr auf Plastik zu verzichten, zieht die Hotelindustrie in Kalifornien nach. Ab 2023 sind Plastikflaschen wie die für Mini-Duschgel und -Shampoo verboten. Viele grosse Ketten haben den Schritt zu Full-Size-Produkten in ihren Zimmern bereits hinter sich. Nur ein Tropfen auf den heissen Stein? Das Marriott schätzt die Einsparungen bei einem Hotel mit 140 Zimmern auf 100 Kilo Plastik pro Jahr. Rechnet man dass auf die 13’000 Zimmer allein in der Stadt Zürich um, kommt man auf über neun Tonnen jährlich – von den Ausmassen in Kalifornien wollen wir gar nicht erst anfangen. 

Was wir nicht vergessen dürfen: Am Ende sind es immer die Gäste und Konsumenten, die Unternehmen zum Umdenken drängen. Die kürzlichen Entscheide sind der beste Beweis dafür, dass jeder noch so kleine Schritt zählt. 

Von Malin Mueller am 11. Februar 2020 - 07:30 Uhr