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HPV-Impfung rettet Leben

«Die Krebsdiagnose war ein Schock!»

Seit 2006 gibt es eine Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV). In der Schweiz erkranken aber immer noch über 33'000 Frauen und Männer jährlich an den Folgen von HPV. Wegen der mangelnden Impfmoral sterben jährlich 120 Menschen an Krebs.

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Ariella Käslin, ehemalige Schweizer Kunstturnerin, fotografiert in Luzern am Vierwaldstättersee.

Ariella Kaeslin möchte Jugendliche für das Thema HPV sensibilisieren.

Lea Meienberg / 13 Photo

Ariella Kaeslin hatte nie gedacht, dass die Diagnose Krebs sie treffen könnte. «Ich bin sportlich, ernähre mich gut und lebe gesund», sagt die ehemalige Europameisterin im Kunstturnen. Trotzdem wurde bei ihr vor vier Jahren eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs entdeckt. Die Operation war erfolgreich, und heute engagiert sich die Physiotherapie-Studentin als Botschafterin der HPV-Allianz.

Es braucht Aufklärung

Ariella Kaeslin setzt sich dafür ein, dass junge Frauen und Männer für das Thema sensibilisiert werden. Und das ist auch bitter nötig. Das Wissen um HPV-Erkrankungen ist in der Schweiz mehr als mangelhaft. Die Schweiz gehört mit Deutschland und Österreich zu den Ländern mit dem geringsten HPV-Bewusstsein. Das zeigt eine Vergleichsstudie in Europa, die im März 2019 in zehn Ländern inklusive der Schweiz durchgeführt wurde. Ein Drittel der Befragten ging davon aus, dass eine Infektion mit den Humanen Papillomaviren selten bis ziemlich selten vorkommt. Demgegenüber steht die Tatsache, dass das Risiko bei über 75 Prozent liegt, im Leben mindestens einmal mit HPV infiziert zu werden. Dass HPV auch bei Männern Krebs verursachen kann, ist in der Schweiz nur wenigen bewusst.

Auch Jungs können erkranken

Gut ein Drittel aller Befragten dachte, dass alleine Mädchen davon betroffen sind. Nur acht Prozent wussten, dass für Jungs dieses Risiko genauso besteht.

250 neue Fälle mit Gebärmutterhalskrebs werden in der Schweiz jährlich diagnostiziert. Dazu kommen 5'000 Krebsvorstufen. Gebärmutterhalskrebs ist in der Schweiz bei Frauen zwischen 20 und 49 Jahren die fünfthäufigste Krebsart. Aber auch Männer können sich infizieren und ein entsprechendes Krankheitsbild entwickeln, etwa mit gutartigen Wucherungen im Genitalbereich oder mit bösartigen Tumoren am Penis oder Anus. Eher selten ist die Infektion durch riskante HP-Viren beim Oralverkehr, die Krebserkrankungen im Mund-, Rachen- oder Kehlkopfbereich auslösen können. Man erinnere sich: Der Schauspieler Michael Douglas hat darauf aufmerksam gemacht, dass sein Zungenkrebs durch Oralverkehr entstanden sei. Er habe sich dabei mit HPV infiziert.

Jugendliche sind am stärksten betroffen

HPV ist die häufigste sexuell übertragbare Infektion, in der Schweiz wie auch weltweit. Die Ansteckung erfolgt über Kontakt mit infizierter Schleimhaut, Haut oder beim Geschlechtsverkehr, aber auch beim Petting. Die Häufigkeit der HPV-Infektion steigt mit der Anzahl Sexualpartner. Das Infektionsrisiko ist zu Beginn der sexuellen Aktivität eines Menschen am höchsten. 16- bis 25-jährige Jugendliche und junge Erwachsene sind davon am stärksten betroffen. Gut zwei Drittel der Infektionen lösen keine Symptome aus, je nach Virustyp – das Immunsystem bekämpft die Erreger erfolgreich. HPV-Typen mit niedrigem Risiko – aktuell sind etwa 200 verschiedene HPV-Typen bekannt – zeigen sich als Genitalwarzen. Sie sind nicht gefährlich, aber höchst unangenehm. Hochrisikotypen können jedoch verschiedene Krebsvorstufen und -erkrankungen auslösen.

Krankenkassen bezahlen die Impfung

Seit 2008 verfügen alle Schweizer Kantone über HPV-Impfprogramme. Die Krankenkassen kommen für die Kosten einer Impfung bei Mädchen und jungen Frauen sowie Jungen und Männern im Alter von 11 bis 26 Jahren auf. Laut jüngsten Erhebungen des BAG beträgt die Impfrate in der Schweiz bei 15-jährigen Mädchen nur gerade 59 Prozent und bei Knaben 17 Prozent. Das Ziel der Durchimpfungsrate ist 80 Prozent, denn nur so kann eine Herdenimmunität erzielt werden.

Von Verena Thurner am 16. Januar 2021 - 16:09 Uhr