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Wenn die Schübe schlimmer werden

10 Tipps bei Neurodermitis

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Ist Schwimmen erlaubt? Sind gewisse Lebensmittel verboten? Eine Expertin erklärt, worauf es bei der chronischen Hauterkrankung Neurodermitis ankommt.

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MODEL RELEASED. Woman scratching her arm, close up.

Wenn’s juckt, sollten Betroffene die Hautstelle nicht kratzen, sondern stattdessen leicht kneten.

Getty Images/Science Photo Libra

Egal, ob Allergene, Kälte oder trockene Wohnräume – mit dem Saisonwechsel kann sich der Zustand von Neurodermitis-Patient*innen verschlimmern. Dr. med Valentina Bänninger hat uns 10 Tipps verraten, um die chronische Hauterkrankung (einigermassen) in den Griff zu bekommen:

Tipp 1: Risikofaktoren

Das Hauptproblem einer Neurodermitis-Haut ist primär eine genetisch bedingte veränderte Hautbarriere. Durch ein Ungleichgewicht und das Fehlen von bestimmten Fetten und Eiweissen kann sie sich schlechter vor Umweltreizen wie Stress, Nässe, Wasser und Umweltallergenen schützen. Dadurch ist die Haut bei Neurodermitis anfällig für eigentlich völlig ungefährliche Umweltreize und reagiert mit einem Ekzemschub.

Tipp 2: Systemische Therapie

Verschlimmern sich die Schübe, ist eine innerliche Behandlung nötig. Im Vordergrund steht die Therapiemöglichkeit mit speziellem Licht, das die Entzündungsreaktionen in der Haut reduziert und den Juckreiz mildert. Eine weitere Möglichkeit sind Spritzentherapien mit Medikamenten, die das Immunsystem modulieren. Cortisontabletten wirken zwar rasch und effektiv, sind jedoch mit vielen Nebenwirkungen verbunden.

Tipp 3: Körperpflege

Bei Neurodermitis zielen alle Therapiemassnahmen darauf ab, die Hautbarriere zu optimieren. Grundpfeiler der Pflege ist die tägliche intensive Rückfettung mit wasserbindenden Substanzen wie Urea oder Milchsäure – am besten zweimal täglich. In den ersten drei Minuten nach dem Duschen ist die Haut besonders aufnahmefähig für rückfettende Stoffe. Seifen sind ein Tabu. Stattdessen sind medizinische Duschöl-Lotionen die beste Wahl.

Tipp 4: Lokaltherapie

Bei einem akuten Ekzemschub ist häufig der Einsatz von topischen, also auf die Haut aufzutragenden antientzündlichen Cortisonpräparaten nötig. Diese sollten bei einem Schub während fünf Tagen täglich und anschliessend zur Verminderung eines raschen Rückfalls zweimal wöchentlich aufgetragen werden. Betroffene Personen, die nicht konsequent behandeln, riskieren die chronische Entzündung aufrechtzuerhalten.

Tipp 5: Bekleidung

Weiche, saugfähige Stoffe wie Baumwolle, Seide oder hochwertiges Mischgewebe und atmungsaktive Funktionsbekleidung sind Trumpf. Wolle oder Textilien mit rauen Fasern hingegen reizen die Haut unnötig und können einen erneuten Schub triggern: Reibung ist Gift. Was hilft, ist das Entfernen des Grössenetiketts vor dem ersten Tragen. Und: darauf zu achten, dass die Knöpfe und Reissverschlüsse die Haut nicht berühren.

Tipp 6: Sport

Sport ist ein wichtiges Ventil, um Stress abzubauen, was wiederum der chronischen Hauterkrankung zugutekommt. Wer während des Trainings stark schwitzt, sollte relativ rasch danach kurz und lauwarm duschen und die Haut anschliessend – für eine sofortige Rückfettung – grosszügig eincremen. Dasselbe gilt für den Besuch in einem Schwimm- oder Hallenbad. Betroffene, die zusätzlich unter einem starken Heuschnupfen leiden, sollten vor einer geplanten Outdoor-Aktivität die Pollenbelastung prüfen und gegebenenfalls vorsorglich ein Antihistamin einnehmen. Damit die Pollen am Abend nicht im Bett landen, sollten zudem die Haare vor dem Schlafen gewaschen werden.

Tipp 7: Ernährung

Es gibt nicht das Nahrungsmittel oder die Nahrungsmittelgruppe per se, welche die chronische Hauterkrankung auslösen oder aufrechterhalten. Vielmehr ist die Ernährung bei Neurodermitis als Gesamtkonzept zu betrachten. Denn wie in anderen Lebensbereichen kann es vor oder während eines akuten Schubs reichen, etwas mit viel Histamin wie überreife Bananen, schwarze Schokolade oder Bündnerfleisch zu essen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Grundsätzlich gilt: je unverarbeiteter, frischer, und klarer die Inhaltsstoffe und je weniger Zusatzstoffe, desto kleiner die Wahrscheinlichkeit, dass sich Nahrungsmittelgruppen einschleichen, die die Haut eskalieren lassen.

Tipp 8: Schlaf

Ein optimales Schlafklima besteht bei rund 18 Grad. Betroffene sollten auf zu warme Decken und Pyjamas verzichten und Räume nicht überheizen – dadurch bestünde das Risiko für eine erhöhte Staubentwicklung mit einem potenziellen Allergen für Menschen mit Neurodermitis. Ausserdem sind überheizte Zimmer meistens auch sehr trocken, was den Hautzustand zusätzlich verschlimmern kann. Wenn eine Hausstaubmilbenallergie vorliegt, sind milbendichte Bezüge für die Matratzen, Duvets und Kopfkissen eine hilfreiche Massnahme. Wichtig ist, dass im selben Schlafzimmer alle Betten damit bezogen und diese Spezialbezüge alle zwei Jahre durch neue ersetzt werden.

Tipp 9: Waschmittel

Empfehlenswert sind allergenarme, milde Waschmittel mit entsprechender Auszeichnung. Sie enthalten keine reizenden Substanzen und in der Regel auch kaum Duft- oder schädliche Zusatzstoffe. Viele Waschmaschinen der neusten Generation verfügen heutzutage über ein Allergieprogramm. Bei diesem Waschprogramm ist die Spülung stark intensiviert, um möglichst viele der Waschmittelbestandteile zu entfernen.

Tipp 10: Hausstaub

Je weniger Staubfänger in den eigenen vier Wänden, desto besser. Darum sollten Betroffene, so gut es geht, auf schwere Vorhänge und Teppiche verzichten. Regelmässiges Staubsaugen mit speziellen Allergie-Staubfiltern ist ein Muss, um den Hausstaub einigermassen in den Griff zu bekommen. Im Idealfall mindestens zweimal pro Woche. Auch wenn es schwerfällt: Haustiere von Besuchenden haben in den Innenräumen nichts verloren.
 

Sweet Skin

Dr. med. Valentina Bänninger, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie, Leitende Ärztin, CEO und Co-Founder von Sweet Skin, Hautzentrum, Baar ZG.

Sweet Skin
Von kiv am 3. November 2022 - 16:00 Uhr