Alle waren wir vergangenes Jahr mal verloren im Leben. Oder zumindest irritiert über die Situation. Wo befinden wir uns? Was erwartet uns? «Lost» scheint das angemessene Jugendwort 2020 zu sein. Mit sinkenden Fallzahlen und steigenden Lockerungen finden viele endlich wieder zurück ins alte neue Leben. Metaphorisch gesagt: Wir sehen endlich einen Weg. Mit Ziel. Mit Happy End. Mit Partys, Fussballspielen und Auslandsreisen.
Aber! Auch wenn symbolisch der Weg nun sichtbar ist, automatisch mit einem besseren Orientierungssinn ausgestattet, ist dadurch leider niemand. Schon gar nicht, wenn einen das Navi täglich durch die Stadt führt – und man womöglich doch falsch abbiegt. Aber wie merken wir überhaupt, wo wir stehen und in welche Richtung wir sollen?
Das Gehirn verknüpft alle uns bekannten Orte mit einer Ortszelle. Stehen wir an einem vertrauten Fleck, feuert die Zelle ein elektrisches Signal: Wir wissen, wo wir sind. Das funktioniert deshalb, weil wir im Kopf eine kognitive Karte besitzen, auf der auffällige Gebäude oder Merkmale eingezeichnet sind. Quasi ein abstraktes Koordinatensystem mit Punkten, anhand deren wir uns orientieren. Diese Zellen lassen sich gezielt aktivieren. Wir können unseren Orientierungssinn also verbessern. Die Frage ist bloss wie? Folgende Übungen bringen den Fortschritt:
1. Eselsbrücken kreieren
Das ist wie damals in der Schule. Nie ohne Seife waschen! Norden, Osten, Süden, Westen. Man nimmt irgendwelche Fakten und bildet daraus eigene Sätze oder Geschichten. Zum Beispiel: Eine Freundin führt uns von einer Tramhaltestelle bis zur Gelateria, die wir nicht kannten. Um sie das nächste mal wieder zu finden, denken wir uns eine Geschichte mit auffallenden Umgebungsmerkmalen aus.
2. Neue Wege beschreiten
Das Gehirn ist faul. Ergo: Es sucht sich immer den einfachsten Weg. Und der einfachste Weg ist meisten der uns bekannte. Dieses Muster gilt es zu durchbrechen, indem wir neue Eindrücke sammeln. Statt Tag für Tag vertraute Strecken abzulaufen, sollten wir uns den unbekannten Strecken annehmen.
3. Landkarten bevorzugen
Wie bereits erwähnt: das Gehirn ist faul. Eine mobiles Navigationsgerät ist zwar praktisch, aber führt dazu, weniger zu denken. Und sich mehr auf den sich bewegenden Punkt zu achten, als auf die umliegende Umgebung. Deshalb wechseln wir auf analog. Bevorzugen Karten in gedruckter Form. Print matters – einmal mehr!