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Selfie Dysmorphia 2.0

Warum die Instagram-Filtersperre nicht ausreicht

Sie heissen «Fix Me», «Plastica» oder «Bad Botox» und haben für so viel Wirbel gesorgt, dass Instagram sie verbieten liess: Selfie-Filter, die unser Gesicht wie nach einem Besuch beim Beauty-Doc aussehen lassen. Doch mit diesem Verbot ist es längst nicht getan.

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Warum die Instagram-Filtersperre nicht ausreicht

Wer kurz sucht, findet immer noch jede Menge Filter aus Instagram, die bis zur Unkenntlichkeit «verschönern». Auch die Style-Online-Redaktion. 

Style

Der «World Happiness Report» legte vor kurzem offen, dass Teeneger noch nie so unglücklich waren, wie heute. Heute, im Social-Media-Zeitalter? Der Gedanke, der vielen von uns sofort durch den Kopf schiesst, kommt nicht von irgendwo. Knapp zwei Stunden täglich verbringt der Durchschnitts-Zwölftklässler in den sozialen Netzen, einen Grossteil davon auf Instagram. Dort ist er – und wir alle – umgeben von perfekten Fotos, Körpern, Gesichtern. Und seit einiger Zeit auch von Filtern, die die vermeintlichen Problemzonen im eigenen Gesicht ganz einfach ausmerzen und uns das Insta-Einheitsgesicht verpassen, nach dem alle streben.  

Von einfachen Weichzeichnern zur Selfie Dysmorphia

Was irgendwann einmal harmlos mit Weichzeichnern für den perfektionierten Teint anfing, wurde schnell zu mehr. Grössere Augen, kleinere Näschen, prallere Wangenknochen, Lippen wie Kylie, Kim und Co. Der populäre «Fix Me»-Filter ging soweit, mit einem Marker die Stellen im Gesicht anzuzeichnen, die der Beauty-Doc im OP-Saal korrigieren würde. Besonders bedenklich, da Fälle bekannt sind, in denen junge Frauen Schönheitschirurgen baten, ihr Gesicht so anzupassen, dass sie auch im echten Leben wie ihr insta-optimiertes Selbstportrait aussehen. Das Phänomen wurde als Selfie Dysmorphie bekannt. Jetzt hat Facebook, der Inhaber von Instagram, die Reissleine gezogen und die besagten Schönheits-OP-Filter verbieten lassen. Doch macht dieser Schritt wirklich einen Unterschied?

Wir re-evaluieren unsere Richtlinien für neue Filter – wir wollen, dass sie eine positive Erfahrung für unsere Nutzer bleiben.

Nach diesem Statement eines Sprechers von Facebook wurden die bekanntesten Beauty-OP-Filter sofort gelöscht. Neu entwickelte Versionen, die in eine ähnliche Richtung gehen, werden nicht weiter genehmigt. Doch wer fünf Minuten investiert, findet immer noch haufenweise Optionen, durch die sich Lippen, Nase und Augen drastisch verändern lassen. Da Instagram es seinen Usern seit einiger Zeit erlaubt, selbst Filter zu entwickeln, wird es eine Weile dauern, bis sich etwas tut. 

Reicht der Schritt aus?

Was vermutlich auch auf lange Sicht bleiben wird, sind die «harmloseren» Facetuning-Varianten. Selbst die Optionen, die uns niedliche Katzenohren verpassen oder einige Blümchen neben das Gesicht zaubern, zeichnen weich und vergrössern die Augen. Das perfektionierte Insta-Gesicht ist nicht erst seit den krassen OP-Filtern auch offline gefragt. Beauty-Unternehmen feiern schon lange riesige Erfolge mit Produkten, die klangvolle Namen wie «Photoready Insta Filter Foundation», «Photo Filter Powder» oder «Instaready BB Cream» tragen. Gleichzeitig legen verschiedene Studien einen Zusammenhang zwischen einem geringen Selbstwertgefühl und einer hohen Social Media Nutzung nahe. Es ist der grundsätzliche Überkonsum und das ständige Vergleichen – mit anderen, und mit unserem Selfie-Ich –, das die Probleme auslöst. Darin, wie sich die Perspektive auf die Dinge wieder gerade rücken lässt, sind sich nicht nur die Experten einig: Weniger Bildschirmzeit und mehr unretuschierte Kontakte mit echten Menschen, im echten Leben. Auch wenn der nächste Insta-Filter lockt.

Von Malin Mueller am 30. Oktober 2019 - 14:00 Uhr