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Illustrer Teufelskreis

Wieso macht Alkohol Lust auf Zigaretten?

«Eigentlich rauche ich ja gar nicht. Nur, wenn ich trinke.» Perlte diese wirre Rechtfertigung auch euch schon das eine oder andere Mal über die Lippen? Wenn ihr selbst nicht so ganz versteht, was ihr da sagt, haben wir hier drei Erklärungen für euch.

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Alkohol macht Lust auf Nikotin

Haben wir ein, zwei Drinks intus, dauert es nicht lang, bis sich das Verlangen nach Nikotin meldet.

Getty Images/EyeEm

Kettenraucher, Genussraucher, Gelegenheitsraucher, Partyraucher, … Bezeichnungen für Menschen, die dann und wann an Zigaretten ziehen, gibt es viele. Eine bestimmte Gemeinsamkeit haben sie aber alle: Fliesst erst mal der Alkohol, entfachen ihre Feuerzeuge im Minutentakt neue Glimmstängel. Wieso selbst der tagsüber willensstärkste Zigi-Abstinenzler abends bei einem Drink in der Hand schwach wird? Das hat drei Gründe:

1. Unsere Hemmschwelle sinkt

Wir kennen es alle: Mit ein, zwei Gläsern des Lieblingsgetränks intus werden wir plötzlich mutiger, lauter, ehrlicher, … hemmungsloser. Dieses ausgelassene Mindset macht auch vor unseren eigentlich so klaren Prinzipien nicht halt. War da vor wenigen Stunden noch der feste Wille, heute wirklich mal nicht zur Zigarette zu greifen, will unser ungezügeltes Alkohol-Ich von diesen Grundsätzen längst nichts mehr wissen. Ja, «schlechte Entscheidungen» lassen sich mit der promille-umnebelten Version unseres Selbst einfach viel besser vereinbaren. So drunk-texten wir dem Ex, den wir doch eigentlich für immer mit cooler Ignoranz strafen wollten, empfinden uns urplötzlich, aber ganz eindeutig wieder als fahrtüchtig und … zünden eben eine Zigi nach der nächsten an. Blöd.

2. Unser Gehirn will Dopamin

Trinken wir Alkohol, schüttet unser Körper das Glückshormon Dopamin aus. Übrigens ein Grund, warum das Suchtpotenzial so besonders hoch ist und wir zu Glas, nach Glas, nach Glas greifen. Was unserem Gehirn dann einfällt? Da war ja noch was anderes, das Glück auslöst: Rauchen. Und Glück plus Glück muss doppeltes Glück bedeuten, also her mit dem Glimmstängel.
Leider ist dieser Gedankengang nicht ganz richtig. Wie eine Studie der University of Pennsylvania herausfand, stoppt die Kombination von Alkohol und Nikotin die Dopamin-Freisetzung, sie versetzt den Körper sogar in Stress – er wollte schliesslich Positives fühlen und nun kommt da nichts. Also folgt erwartungsvoll das nächste Glas, die nächste Zigi. Willkommen im Teufelskreis.

3. Nikotin kann über Alkohol-Tief hinwegtäuschen

Habt ihr manchmal das Gefühl, die Zigarette kann euer Drunk-Ich wieder ein wenig wachräuchern? Das mag sein. Den schlaffördernden Effekt von Alkohol kann Nikotin nämlich (zeitweise) unterdrücken. Macht der Wein also müde, putscht die nächste Zigarette wieder auf. Dieses «System» funktioniert allerdings eher bei ständigen Rauchern. Bei Party- und Gelegenheitsrauchern löst der Mix aus Drinks und Zigis eher Müdigkeit und Kreislaufprobleme aus.

Noch zwei Gratis-Infos am Rande:

  • Natürlich spielt auch euer soziales Umfeld eine grosse Rolle. Wer unter Rauchern sitzt, ist logischerweise schneller mal dazu verleitet, sich auch eine Zigarette anzuzünden.
  • Dass Raucher mehr Alkohol konsumieren können, bevor sie sich tatsächlich betrunken fühlen, liegt an der Tatsache, dass Nikotin die Umwandlung von Ethanol (Alkohol) zu Ethanal (Acetaldehyd), einem Zwischenprodukt des Alkoholabbaus, beschleunigt. Was praktisch klingt, ist fatal für unseren Organismus: Der hoch toxische Stoff Ethanal schwirrt so viel länger durch unseren Körper als bei alleinigem Alkoholkonsum und kann dadurch viel schwerwiegendere Folgeschäden anrichten.

Kennt ihr gute Tricks, um trotz Getränk in der Hand die Finger von der Zigarette zu lassen?

Von sll am 5. Dezember 2020 - 16:09 Uhr