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  4. Hautprobleme? Das steckt hinter der Therapie mit Eigenurin

Harnstoff als Heilmittel

Was steckt eigentlich hinter Eigenurintherapie?

Das eigene Pipi trinken – wieso zum Teufel sollte man das tun? Naja, zum Beispiel um den den Stoffwechsel anzuregen oder das Hautbild zu verbessern. Und das ist noch lange nicht alles.

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Kann unser Urin wirklich was oder gehört es ins Klo?

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Urin als Heilmittel? Ja, ihr habt richtig gelesen. Tatsächlich sollen unsere Ausscheidungen viele wertvolle Stoffe enthalten und uns von diversen Krankheiten befreien. Naturheilpraktiker*innen sind sich sicher: Nichts funktioniert so gut, wie die eigenen Körpersubstanzen.

Die Chinesen und Griechen machten es vor

Die Idee kommt nicht von irgendwo: Schon vor tausenden Jahren wurde Urin gegen Krankheiten verwendet. In Griechenland benutzte man den gelben Saft gegen Tollwut und Schlangebisse. Doch damit nicht genug: In China liessen sich die adeligen Damen sogar mit Eigenurin massieren, damit sie einen frischen und straffen Teint erhielten.

Trinken, salben, spritzen

Heute wird der heilende Effekt von Eigenurin nach wie vor unterstützt. Harn soll eine entgiftende Wirkung haben und den Stoffwechsel ankurbeln. Manche Heilpraktiker*innen spritzen ihren Patienten den Eigenurin gar direkt in die Muskeln. Klingt eklig, soll aber die Abwehrkräfte des Körpers anregen.

Aber keine Sorge: Pipi darf auch äusserlich angewendet werden. Schliesslich lassen sich aus den körpereigenen Substanzen Urinwickel, Urinsalben, Urininhalationen und sogar – haltet euch fest – Augen- und Nasentropfen. Jap, ziemlich verrückte Vorstellung, sich mal eben den eigenen Urin ins Auge zu tröpfeln. Da wählen wir lieber die unkomplizierte Variante und massieren das Zeug einfach auf den betroffenen Stellen ein.

Was bringt uns das Ganze?

Doch wieso der ganze Wirbel um etwas, das wir normalerweise in der Kanalisation verschwinden lassen? Ganz einfach: Unser Urin besteht aus über 300 Substanzen und enthält unter anderem Natrium, Kalium und Chlorid. Ihr glaubt uns nicht? Dann lest mal bei den Inhaltsstoffen eurer Hautpflegeprodukte und Medikamente nach, ob da nicht auch Urea drin ist.

Urea ist der Harnstoff, der in eurem Urin enthalten ist. Er besitzt die besagte heilende Kraft und soll für die Haut ein wahres Wundermittel sein: Die vielen verschiedenen Substanzen halten die Haut feucht, stillen Juckreiz und lösen Schuppen ab.

Vorsicht vor Risiken

So toll das nun auch klingen mag, die Eigenurintherapie trägt einige Risiken mit sich. Natürlich ist es entscheidend, auf welche Art und Weise ihr euch den Urin zuführt. Die Zusammensetzung des Harnstoffes schwankt im Verlauf des Tages, deswegen ist es nicht die Einnahme nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit immer sinnvoll. Die Folge? Ihr könntet tatsächlich eine Urinüber- oder unterdosis erhalten.

Manche Schulmediziner*innen sind ausserdem nach wie vor der Meinung, Urin sei nicht mehr als ein Abfallprodukt unseres Körpers. Ihre Begründung: Die Harnproduktion dient zur Entgiftung unserer Nieren und filtert die Stoffe raus, die unser Organismus nicht mehr braucht. Stimmt diese Theorie tatsächlich, kann es natürlich  gefährlich sein, den Eigenurin einzunehmen. Warum? Wenn eure Nieren nicht auf Hochtouren laufen und die Urinproduktion irgendwo stockt, kann die Einnahme des eigenen Pipis zu einer Selbstvergiftung führen – äh, nein danke!

Am besten klärt ihr zuvor beim Arzt ab, ob die Einnahme für euch ein Problem sein könnte. Seid ihr gesund und habt keine Entzündungen, sollte der Eigenurin aber völlig ungefährlich sein. In diesem Sinne: Prost!

Von Lara Zehnder am 3. November 2019 - 13:30 Uhr