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Danke auch, Corona!

Wenn ein Virus die eigene Hochzeit platzen lässt

Corona – sagen wir es, wie es ist – ist ein ziemliches Arschloch. Es macht krank, stürzt viele in finanzielle Schwierigkeiten und bringt uns unter Umständen dazu, den potenziell schönsten Tag unseres Lebens bis auf Weiteres zu canceln. Was das heisst? Wir haben eine Jetzt-Doch-Nicht-Braut gefragt.

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Joan and Thomas Beagan Jr. kiss in back of a car after their wedding ceremony, Washington DC, December 1956. (Photo by Ed Clark/The LIFE Picture Collection via Getty Images)

Aus dem romantischen Kuss in der Hochzeitskutsche wird in diesem Sommer für viele Paare nichts. 

The LIFE Picture Collection via

Die Blumen, die geschmückte Location, gerührte Gesichter von Freunden und Familie und der Moment, in dem der Partner seine Braut zum ersten Mal im weissen Kleid zu sehen bekommt: So ähnlich sieht das Bild jeder Menge Paare aus, die von der eigenen Hochzeit träumen. Hunderten von Gästen wieder abzusagen, in etwa genauso viele Telefonate und Briefe für Stornierungen, Kulanz-Anfragen und Umbuchungen kommen hingegen in nicht so vielen Fantasien vor – und trotzdem werden sie gerade für unzählige Verlobte Realität. Corona sei dank. Eine, die dazu gehört, ist Luisa*. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie es sich anfühlt, die eigene Hochzeit zu verlegen.

Darum wird die Hochzeit abgesagt

«Ich habe seit unserer Verlobung vor einem Jahr auf das Datum hingefiebert und wahnsinnig viel Arbeit in die Vorbereitungen gesteckt. Natürlich ist es nicht leicht, das alles aufzugeben und noch mal ein Jahr zu warten», erzählt sie uns. Einer der Hauptgründe für die Entscheidung? Die Sicherheit. «Wir hätten erst im August geheiratet. Trotzdem war die Absage das Richtige. Vor allem den Gästen zuliebe.» Denn selbst wenn der Höhepunkt der Krise bis im Sommer überwunden wäre: «Von 140 Leuten zu verlangen, durchs Land zu reisen, nur um dabei zu sein, wäre unverantwortlich und zu viel verlangt». Ausserdem wollten sie und ihr Partner nicht, dass die Krankheit am Abend zum grossen Thema wird und die gute Stimmung überschattet. Der einzige Ausweg daher: der Shutdown, auch für die Hochzeit. 

Organisation mal zwei

Wie das funktioniert? Zunächst mal, in dem man jede Menge Telefonate mit jeder Menge Menschen führt. Luisa hat das schon hinter sich: «Als ich mich selber mit der Situation abgefunden hatte, habe ich mir einen Tag Zeit genommen und alles erledigt. Beim Standesamt, der Kirche und unserer Location angerufen, dem DJ, der Floristin und dem Fotografen Bescheid gegeben, Essen abbestellt und so weiter. Zum Glück waren alle sehr kulant und bereit dazu, ihre Leistungen einfach auf einen neuen Termin im nächsten Jahr zu verlegen.» 

Das neue Datum steht noch aus. Angepeilt ist ein Wochenende im Juni 2021. Das Wunschdatum war aber bereits jetzt vergeben. Extra-Problematik: Am liebsten wäre dem Brautpaar, den standesamtlichen Termin und die Feier an einem Wochenende abhalten zu können. «Es wäre möglich gewesen, bereits jetzt standesamtlich zu heiraten. Freunde von uns haben das gemacht. Doch aktuell heisst das natürlich auch: eine Trauung ohne Freunde und Familie. Bis auf die beiden und den Beamten durfte niemand mit in den Raum. Das verstehe ich, kann ich mir für meine eigene Hochzeit aber nicht vorstellen. Ich hätte gern alles an einem Wochenende, damit alle dabei sein können.» 

Was kostet der Spass?

Es muss also ein Datum her, an dem Kirche, Standesamt und Location noch freie Termine haben. Und im besten Fall auch noch alle anderen Beteiligten. Wenn das klappt, können fast sämtliche Kosten, auf denen das Paar sitzen zu bleiben droht, vermieden werden. «Der einzige Punkt sind die Einladungen. Ich habe alle selber gebastelt, daher hält es sich noch im Rahmen», berichtet Luisa. «Versendet hatten wir sie zum Glück noch nicht. So kann ich einfach mündlich verbreiten, dass wir noch ein Jahr warten – und dann noch mal von vorne kleben und schneiden …» 

Dass trotz des relativ glimpflichen Ausgangs die eine oder andere Träne vergossen wurde, können wohl die meisten verstehen. Das Paar versucht jetzt aber, positiv zu denken: «So können wir immerhin noch ein bisschen mehr sparen – und ich weiss in etwa, was im nächsten Jahr an Arbeit auf mich zukommt.»

*Name von der Redaktion geändert

Von Malin Mueller am 9. April 2020 - 17:09 Uhr