Ich war an der Kopenhagen Fashion Week und mein Ego misst seither fünf Zentimeter mit Hut (sagen wir Bucket Hat). Es war mein erstes Mal in Dänemark und ich dachte immer, die Leute, die mir das voraushatten, würden übertreiben. Aber hej, da radelt dir tatsächlich ein bildschönes Ding nach dem anderen entgegen. Mein Nacken schmerzt vom vielen Kopfverdrehen (und dem vielen Posten auf Instagram). Wenn sie wenigstens im Kartoffelsack angehüpft kämen! Naja, ein bisschen tun sie das, schliesslich ist offensichtlich sexy sein nicht ihr Ding: Die Däninnen sind nordische Elfen, egal worin. Denn dieser Style-Code, den sie da befolgen, ist ein wahnsinnig entspannter. Nie durchkomponiert und trotzdem wahnsinnig stimmig. Gern sieht man sie in Pastell – passend zur Gemütslage.
Ja und wir vom Rest der Welt? Wir versuchen es jetzt einfach mal. In diesem Sinne: Wer es mit einer Dänin aufnehmen möchte, muss Folgendes haben:
Glaubt mir eins – diese Kombi trägt jede Zweite. Geht in jedem Alter, sieht immer gut aus. Da in Kopenhagen so ziemlich alles zu Fuss zu erreichen ist: beste Idee.
In Kopenhagen darf man sich ruhig mal so richtig aufplustern. Anführerin dieser Meringues-Kreationen ist Cecilie Bahnsen, die Kleider wie Wolken schafft. Aber auch sonst gilt es, die Dinge ganz locker zu nehmen.
Es ist nichts Neues, die Skandinavierinnen lassen es gern knallen. Weil sie es sich leisten können. An deren Stelle würde wohl jeder auffallen wollen. Passend zum sonnigen Gemüt greifen sie tief in die Spielzeugkiste und graben alles aus, was Spass macht. Die Paradedisziplin der Däninnen: Mode nicht zu ernst nehmen.
Ein Blazer geht immer, bla bla bla. Schon klar, ihr wisst Bescheid. Auch dass Oversize ein Riesending ist, ist vermutlich bekannt. Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen, beziehungsweise auf Nummer zu gross. Das Ganze gilt auch für alle anderen Jacken.
Ich sass wie ein Troll unter all den Elfen in der Cecilie-Bahnsen-Show und merkte schnell: Mir fehlt was obenrum. Moment, ich bin gebräunt, aber klar, mir fehlt der Glow und mein Haar ist zu strohig. Was aber ganz entscheidend war: Ich trug nichts auf dem Haupte. Rechts von mir stolzierten mindestens fünf Influencer mit dicken Samt-Haarreifen an, von links kamen noch mal zwei. Dazu gesellten sich Kopftücher. Es windet ja schliesslich im hohen Norden.
Yep, Scandi Girls sehen sofort nach dem Aufstehen gut aus. Die springen ausm Bett und zack – zum Niederknien. Dazu müssen sie sich offensichtlich nicht mal umziehen.
Mit Perlenkette sieht das Ganze ein bisschen schrullig aus. Schöne Dänen-Dinger kann aber nichts entstellen. Die Perlenkette ist eh Schmuck-Trend Nummer Eins. Alle sind ganz verrückt nach den Entwürfen von Sophie Bille Brahe. Tipp: Werdet das auch und kaufet!
Meine Vermutung wurde von Gannis Kreativdirektorin Ditte Reffstrup, die ich zum Interview traf, bestätigt: In Kopenhagen kennt jeder jeden, man unterstützt sich, ist befreundet. So trägt man sich untereinander und eine Fashion Week ist auch dazu da, Solidarität und Liebe zu anderen Brands zu zeigen. So kam Claire Rose Cliteur in Ganni und Stephanie Broek in Helmstedt.
Zu viele Influencer verderben den Brei? Neeeiiin, wenn Annabel Rosendahl, Janka Polliani, Darja Barannik und Tine Andrea Lauvli Storløs halstechnisch twinnen, dann macht uns das ganz wuschig. Na, auch schon eine angeschnallt?
Das Wichtigste. Punkt. Aus. Farvel København!
Auf Fashion Weeks wird der Street Style von Influencern beherrscht. Sind sie die Zukunft der Mode? Werden die sozialen Medien Editorials in Magazinen ersetzen?
Wohin wird uns die Technologie führen? Eine Frage, die man sich in sämtlichen Bereichen des Lebens stellt. Auch der Tag, an dem selbstfahrende Fahrzeuge ein ganz normaler Anblick auf der Strasse sein werden, ist näher denn je. Der Weg dahin wird eine Reise voller aufregender Möglichkeiten – und sie hat gerade erst begonnen. Wir nehmen sie mit.