Die wichtigste Nachricht vorweg: Flohsamen und ihre Schalen (die wahren Helden, dazu kommen wir gleich) haben nichts mit Flöhen zu tun. Keine Krabbel- oder Juckreiz-Gefahr. Ihren Namen haben sie ihrem Look zu verdanken: Oval, rotbräunlich und glänzend erinnern die ganzen Samen optisch schon ein bisschen an das ungeliebte Insekt. Sie sind aber garantiert vegan. Okay, Angst genommen? Dann widmen wir uns jetzt den Fakten.
Warum fahren jetzt alle auf Flohsamen ab?
Vielleicht habt ihr es schon gelesen: Sind Flohsamen im Spiel, geht es meistens nicht um die Körnchen an sich, sondern um ihre Schalen. Und das hat einen Grund: Die weiss-gelbliche Schicht steckt voller Ballaststoffe und ist ganz gross darin, wenn es darum geht, Wasser zu binden. Die unscheinbare (und, am Rande, recht geschmacklose) Samenschale kann locker das 50-fache ihres Eigengewichts aufnehmen. Und das kann recht praktisch sein.
Wenns nicht so rutscht: Flohsamenschalen
In Wasser aufgelöst werden die Schalen nämlich zu einer gelartigen Masse. Die sorgt im Magen dafür, dass der Stuhl gleitfähiger wird. Der Darm wird angeregt und die Darmflora gefördert. Auf gut deutsch: Sie wirken Wunder, wenns auf dem WC gerade nicht so flutscht. Sie helfen bei Verstopfungen sowie Durchfall und werden daher auch von Ärzten oft verschrieben.
Der hohe Ballaststoffgehalt sorgt ausserdem dafür, dass die Schalen (aufgeweicht im Müsli oder im Smoothie) lange sättigen und unser Blutzucker nur langsam ansteigt. Das wirkt Heisshungerattacken entgegen. Tests konnten ausserdem zeigen, dass sich die Schalen positiv auf den Fett- und Cholesterinstoffwechsel des Körpers auswirken. Und: Regelmässig angewendet, wirken sie wie ein kleines Darm-Detox und schwemmen raus, was nicht in unseren Verdauungstrakt gehört. Klingt alles in allem also ziemlich super.
Weite Reise für kleine Samen
Vielleicht ahnt ihr es schon: Es gibt ein kleines «Aber». Nein, eigentlich sind es sogar mehrere. Der hohe Ballaststoffgehalt von Flohsamenschalen ist zwar nicht erfunden – er (und die damit verbundenen Vorteile) sind aber genauso in vielen Lebensmitteln enthalten, die es regional zu kaufen gibt. In Leinsamen etwa, Vollkornprodukten oder Bohnen und anderen Hülsenfrüchten aus der Region. Die Schalen hingegen kommen meist aus Indien oder Pakistan und haben damit einen ziemlich weiten Transportweg hinter sich. Die Produktionsbedingungen vor Ort sind ausserdem oft undurchsichtig. Beim Kauf sollte man daher unbedingt auf Bio- und Fairtrade-Qualität achten.
Wer beim Kauf nicht genau aufpasst und statt der Schalen die ganzen Samen kauft, wird ausserdem enttäuscht werden: Unser Darm hat oft Probleme damit, sie richtig zu verdauen und scheidet sie unverwertet wieder aus. Die löslichen Ballaststoffe befinden sich ohnehin fast ausschliesslich in der Schale und macht sie damit zur besseren Wahl.
Achtung Umkehrwirkung
Letzter Punkt: Trocken sollten die Schalen auf keinen Fall konsumiert werden. Am besten lasst ihr vorab ein bis zwei Teelöffel in etwa 100ml Wasser einweichen. Dann können sie pur gegessen oder unter andere Lebensmittel gemischt werden. Danach gilt es, viel zu trinken. Tun wir das nicht, kehrt sich die positive Wirkung um: Verstopfungen im Darm oder in der Speiseröhre können die Folge sein. Zwei Teelöffel am Tag sollten dann auch reichen, wenn nichts anderes von einem Arzt verordnet wird.