Zalando und Nachhaltigkeit? Ja, ihr habt richtig gelesen. Der Online-Verkaufshändler setzt sich nun für die Umwelt ein und will seinen ökologischen Footprint verkleinern. Ein wichtiger Schritt für die gesamte Modebranche. Doch wie will ein so grosses Unternehmen zukünftig auf Grün umstellen? Wir waren für euch in Berlin, um es herauszufinden.
Auf Nimmerwiedersehen, Plastik
Zalando hat es eingesehen: Life in plastic ain't fantastic. Während der Info-Veranstaltung gibt es keine Plastikstrohhalme, keine PET-Flaschen, kein Plastikgeschirr, keine Plastik-, sondern recyclebare Stoffservietten zum Abreissen (wie WC-Papier von der Rolle) und serviert wird weder Fleisch noch Fisch. Hier soll also nicht nur aus Marketingzwecken von Umweltschutz geschwafelt werden – das Unternehmen hat sich konkrete Gedanken um unseren Planeten gemacht.
Warum es höchste Zeit ist, «Teil der Lösung» zu werden
Bestätigt wird dieser Eindruck in der Keynote von Rubin Ritter, CO-CEO von Zalando. Ritter erläutert, dass wir 2,8 Exemplare unserer Erde bräuchten, wenn alle so mit der Umwelt umgehen würden wie der Durchschnittseuropäer (jap, da fällt uns auch die Kinnlade runter). Was Zalando dagegen tut? Die Firma will zukünftig «nicht mehr Teil des Problems, sondern Teil der Lösung» sein. Macht Sinn.
Die sechs goldenen Versprechen
Um «Teil der Lösung» zu werden, macht uns Zalando sechs Versprechen, die bis 2023 umgesetzt werden sollen. Also: anschnallen, die Fahrt Richtung Nachhaltigkeit geht steil nach oben.
- Von heute an ist Zalando kohlenstoffneutral. Um seine Emissionen zu verringern, setzt der Online-Verkaufshändler auf 90 Prozent erneuerbare Energien, die anderen 10 Prozent werden mit Off-Setting kompensiert. Heisst: Die ausgeschütteten Emissionen werden ausgeglichen, indem man beispielsweise Bäume pflanzt (wir dürfen uns deshalb ein kleines Bäumlein mitnehmen, falls wir unseren Flug nach Berlin off-setten wollen, danke).
- Verpackungen werden aus recycelten Materialien hergestellt. Konkret bedeutet das: Bis 2023 soll nichts mehr nach einmaligem Gebrauch weggeschmissen, sondern immer wieder verwendet werden. Plastikverpackungen sind es aber immer noch.
- Die Firma passt ihre ethischen und umweltschützenden Richtlinien an und arbeitet nur mit Brands, die diese auch vertreten. Die Partner müssen sich deshalb der neuen Sustainability-Strategie zuwenden.
- 20 Prozent der zum Verkauf stehenden Produkte sollen von umweltfreundlichen Labels stammen. Die Nachfrage nach Artikel mit einem Nachhaltigkeitslabel ist so stark gestiegen, dass dieser Punkt nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Business von Zalando zu Gute kommt. Win-Win!
- Es werden bei 50 Millionen Produkten Informationen wie Herkunft, Produktion und Transport verfügbar sein. Zalando schafft so Transparenz. Zusätzlich sollen nicht verkaufte oder kaputte Artikel recycelt oder zum Wiederverkauf verwendet werden (in Deutschland gibts dafür schon die Verkaufsapp «Zalando Wardrobe»).
- 10'000 Menschen sollen in ihrer Arbeit und Lebensqualität unterstützt werden. Zalando sagt damit Gerüchten zu schlechten Arbeitsbedingungen den Kampf an: In Indien läuft bereits ein Projekt, das Frauen unter fairer Entlohnung und anständigen Bedingung gute Arbeitsplätze bietet.
Lieferung und Versand sind zwei der Hauptpunkte
Ein ziemlich vollbepackter Wagen, den Zalando da ins Jahr 2023 fährt. Vor allem in Punkto Lieferung und Versand wird sich noch einiges ändern. Der Gratisversand führte bis anhin laut Zalando dazu, dass 50 Prozent der Bestellungen retourniert wurden. Der meist genannte Grund für Rücksendungen, sind unpassende Grössen.
Was macht der Online-Shop also? Er optimiert die Grössenangaben und versucht uns anhand neuer Technologie das perfekte Fitting vorzuschlagen. Wie genau Zalando das macht, verrät die Firma noch nicht. Können wir bald ein Foto von uns einscannen lassen? Oder gar einen 3D-Avatar erstellen, wo wir alles online anprobieren können? We will see.
Werden wir zu unseren eigenen Paketlieferanten?
Sicher ist aber, dass wir wieder an die frische Luft können, müssen, sollten. Zum einen wird der Online-Shop noch mehr auf Pick-Up-Points setzen, bei denen Pakete selbst abgeholt und zurückgebracht werden können, müssen, sollen (ja, das gibts in der Schweiz auch schon).
Eine andere Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit Läden aus der Region. Diese sollen Produkte von Zalando auf Lager haben, damit man die direkt im Shop abholen kann – quasi um die Ecke. Das Ergebnis? Wir sparen CO2 und uns somit die zusätzliche Jogging-Runde. Klingt eigentlich ganz nett, oder?
Zalando will sämtliche Brands zum Umdenken bewegen
Auch ganz nett ist Versprechen Nummero drei: Nur noch Brands, die den neuen Richtlinien gerecht werden, können weiterhin mit Zalando zusammenarbeiten. Moment mal: Werden bisherige Partnerschaften einfach so über Bord geschmissen, wenn diese nicht nachhaltig genug sind? «Wir werden uns eng mit den Marken austauschen», meint Sara Diez, Vizepräsidentin der Womenswear. «Wir bieten Unterstützung, finden Synergien, teilen Learnings und begleiten Markenpartner auf ihrem Weg zur nachhaltigeren Geschäftsführung.»
Aha. Und was, wenn die Partner da nicht mitwirken? «Wir setzen unsere Standards mit Verbesserungsmassnahmen und Konsequenzen durch. Das Auslisten von Marken, die sich nicht engagieren wollen, wird uns helfen, die Messlatte im Gesamtsortiment höher zu legen.»
Ziemlich grosse Worte für einen Online-Shop, der mit Fast Fashion Labels wie Topshop, Mango und Missguided arbeitet. Ist es überhaupt möglich, sämtliche Brands zum Umdenken zu bewegen? «Im ersten Schritt verbessern wir unser eigenes Geschäft, aber unsere Bemühungen müssen weiter reichen – über die gesamte Industrie hinweg. Durch mehr als 2000 Partnerschaften tragen wir Verantwortung – und diese nehmen wir an», sagt Sara Diez.
Diez ist sich sicher, dass die neuen Strategien bei Zalandos Partner auf Anklang stossen werden: «Es ist unsere Vision, zur ersten Anlaufstelle für Mode in Europa zu werden.» Warum das mit den neuen Plänen funktioniert? «Mit den Nachhaltigkeitszielen stellen wir uns gemeinsam mit unseren Partnern auf die zukünftige Kundennachfrage ein.»