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Warum wir Selbstgespräche führen und das gut ist

Ob ihr es zugeben wollt oder nicht: Die meisten von uns reden mit sich selbst. Aber wie kommt es überhaupt dazu? Und haben Monologe überhaupt einen Sinn? Spoiler: Ja.

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woman smiling into the camera

Wer tut es nicht: Einfach mal allein vor sich hinlachen, motzen und brabbeln.

Getty Images

Hat euch eure Mutter früher auch immer ganz vorwurfsvoll gefragt, ob sie denn eigentlich gegen eine Wand redet? Und hättet ihr in so manchen Diskussionen gerne ein rotziges «Ja» zurückgeschleudert? Dann keine Sorge, so frech wäre das gar nicht gewesen. Vielmehr ehrlich. Denn ziemlich sicher gehört eure Mutti der grossen Mehrheit der Menschen an, die Selbstgespräche führt. Und deswegen: Ja Mama, manchmal redest du gegen eine Wand. Freiwillig.

Wir wollen unsere Mütter aber nicht alleine im Regen stehen lassen. Schliesslich sitzen wir da genauso mit drin. Täglich jammern, tratschen und fluchen wir vor uns hin. Zwar häufig im Kopf, aber mal rutscht uns was davon über die Lippen. Raus in einen leeren Raum, wo keine Menschenseele auf das Gesagte antwortet oder reagiert. Und schon sind wir mittendrin – im Selbstgespräch.

Auf den Menschen kommts an

Doch wie kommt es überhaupt so weit? Forscher meinen, es kommt auf die inneren Werte, den Charakter, an. Beispielsweise neigen introvertierte Menschen eher zu Selbstgesprächen als extrovertierte. Und impulsive eher als kontrollierte.

Sich ganz auf die inneren Werte verlassen wollen die Forscher aber nicht. Schliesslich können auch äussere Umstände, wie Erfahrungen aus der Kindheit oder das nähere Umfeld, den Hang zu Selbstgesprächen beeinflussen. So quasseln (auch erwachsene) Einzelkinder häufiger vor sich hin, weil sie früher alleine spielen mussten. Ebenso Leute, die sich früher mit imaginären Freunden rumschlugen. Einige von uns sind deshalb schlicht anfälliger für Selbstgespräche als andere.

Was bringt das Solo-Quatschen überhaupt?

Entgegen vieler Erwartungen kann das kontaktlose Gelaber tatsächlich einen Zweck erfüllen. Psychologen haben herausgefunden, dass wir Selbstgespräche bewusst nutzen können, wenn wir unseren Mut, unsere Konzentration oder Motivation boosten wollen. Deshalb ist es übrigens durchaus sinnvoll, vor einem heiklen Gespräch oder einer wichtigen Begegnung mögliche Szenarien erstmal vor dem Spiegel durchzuspielen. Und sich selbst lauthals Komplimente zu machen.

Ja, ganz richtig. Eigenlob muss nicht immer stinken, sondern versprüht auch gerne mal den blumigen Duft von gesundem Selbstbewusstsein. Steht aufrecht und stolz vor dem Spiegel, den Blick direkt in die eigenen Augen gerichtet. Und dann hemmungslos raus mit dem Kompliment:

«Du siehst heute Bombe aus».

Na? Geht doch runter wie Butter. Und stärkt das Selbstwertgefühl. Unser toller Body schüttet während des Spiegel-Talks nämlich fleissig Endorphine aus. So verwandeln die (wenn möglich täglichen) Mini-Monologe Selbstkritik in Selbstliebe. Also lasset die Komplimente regnen – und schämt euch nicht, wenn irgendwer dabei reinplatzt. Schliesslich kriegt jede*r gerne Komplimente. Von wem die kommen, spielt ja dann keine Rolle mehr, oder?

Von Lara Zehnder am 30. August 2020 - 11:00 Uhr