Willkommen in den Wechseljahren – kaum leiden Frauen unter plötzlichen Schweissausbrüchen, bekommen sie einen Stempel aufgedrückt. Schliesslich stimmt ja das Alter! Andere Ursachen haben es da ziemlich schwer. Ein fataler Fehler. Das sagen jetzt auch Wissenschaftler der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie und fordern eine bessere Aufklärung. Gerade Bluthochdruck werde von den Hausärzten oft verkannt. «Bis zu 50 Prozent der Frauen entwickeln vor dem 60. Lebensjahr Bluthochdruck. Dessen Symptome, zum Beispiel Hitzewallungen und Herzklopfen, werden jedoch häufig auf die Wechseljahre oder einfach auf Stress zurückgeführt», schreiben die Experten im European Heart Journal.
Kaum beachtete Frauen
Geht es um Herzerkrankungen, gibt es in der medizinischen Versorgung eine unbestrittene Gendergap. Denn lange Zeit galt ein Herzinfarkt als Männerkrankheit. Mit schwerwiegenden Auswirkungen. «Die Frauen wurden sowohl in der Lehre als auch in der Forschung kaum berücksichtigt. Die Folge ist, dass wir sowohl in der Forschung wie auch im klinischen Alltag eine riesige Wissenslücke haben», erklärt Prof. Catherine Gebhard vom Universitätsspital Zürich gegenüber swissheart.ch.
Höhere Mortalität
Dabei zeigen aktuelle Zahlen, dass Frauen sogar häufiger betroffen sind als Männer. «Der Anteil der Frauen, der an einem Herzinfarkt stirbt, ist höher als der der Männer. In Europa liegt die Herz-Kreislauf-Mortalität der Frauen momentan bei 49 Prozent, bei Männern bei 40 Prozent. In der Schweiz sind die Zahlen tiefer, der Trend ist jedoch der gleiche», sagt Prof. Catherine Gebhard.
Auch die Frauen selber lassen im Ernstfall oft wichtige Zeit verstreichen. So weiss man, dass Frauen die Ambulanz später alarmieren als Männer. Zudem kommt, dass die Symptome unspezifischer sind.
So erkennen Frauen rechtzeitig die möglichen Anzeichen eines Herzinfarkts:
- Kurzatmigkeit / Atemnot
- Schweissausbrüche
- Rückenschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Schmerzen im Oberbauch
- Ziehen in den Armen
- unerklärliche Müdigkeit
- Depressionen
Nicht nur ältere, auch jüngere Frauen sind gefährdet und leiden unter der ungleichen Behandlung der Geschlechter. So zeigte eine kürzlich publizierte Studie aus Boston, dass Frauen bei einem Herzinfarkt vor dem 50. Lebensjahr ein um fast zwei Drittel höheres Risiko haben, in den Folgejahren zu sterben. Und das trotz Behandlung im Spital. Den genauen Grund können die Forscher allerdings nicht erklären. Sicher ist, dass die Medikation je nach Geschlecht anders ausfällt. So erhalten Frauen zum Beispiel weniger Betablocker als Männer.
Seinem Herz Gutes tun
Zum Glück gibt es aber auch einiges, was frau präventiv für ein gesundes Herz tun kann. Hier die besten Tipps der Schweizerischen Herzstiftung:
- Aufs Rauchen verzichten.
- Sich herzgesund ernähren, am besten orientiert man sich dabei an der Mittelmeerküche.
- Sich ausreichend bewegen.
- Übergewicht vermeiden.
- Den Blutdruck regelmässig messen. Bluthochdruck erhöht das Risiko eines Herzinfarkts und Hirnschlags und muss gegebenenfalls medikamentös behandelt werden.
- Blutfettwerte – also Cholesterin und Triglyzeride – regelmässig messen lassen. Wenn man diese unter Kontrolle hält, bleiben die Innenwände der Gefässe mit hoher Wahrscheinlichkeit lange intakt.
- Regelmässig den Blutzucker messen lassen. Diabetes erhöht das Risiko eines Herzinfarkts und Hirnschlags und muss gegebenenfalls medikamentös behandelt werden.
- Psychische Belastungen sind ein Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Deshalb sollte man auch auf seine psychische Gesundheit achten.