Jeder hat eine. Die meisten von uns sogar mehrere, manche eine ganze Sammlung. Manchmal sehen wir die Welt durch sie rosarot, manchmal tiefschwarz. In jedem Fall gilt aber: Die Sonnenbrille ist aus unserem Leben heute nicht mehr wegzudenken – und schon eine ganze Weile da: Die Inuit schnitzten zu prähistorischen Zeiten einen Augenschutz aus Knochen und Holz, um sich vor der Schneeblindheit zu schützen (durch die helle Oberfläche reflektiert Schnee besonders viele Ultraviolettanteile des Sonnenlichts und kann zu starken Augenschäden führen). Statt Gläsern hatten ihre Brillen noch dünne Schlitze, die nur wenig Licht durchliessen.
Von Nero bis Ray-Ban
Es folgte Kaiser Nero, der sich die Gladiatorenkämpfe durch geschliffene Smaragde ansah (kaum dekadent). Dann passierte lange nichts mehr. Bis ein gewisser James Ayscough im 18. Jahrhundert die erste Brille aus Rauchglas herstellte. Die Sonnenbrillen, die er entwarf, trug man damals eher drinnen – vorausgesetzt, man besass das nötige Kleingeld. Der Grund dafür? Vielleicht war es ein gewisses Mass an Prestige (Corey Hart trug seine Sonnenbrille ja bekanntlich auch gern drinnen. In der Nacht). Vor allem waren es aber die super-grellen Öllampen, die damals für Licht sorgten und stark blendeten. Ayscoughs Erfindung war die Rettung für den Adel. Und sorgte für amüsante Porträts von gut betuchten Herrschaften.
Ein Deutscher brachte uns die Brille
Getönte Gläser gab es also. Aber von Sonnenschutz war selbst da noch keine Rede. Autos, Fotos und sogar Flugzeuge waren schon erfunden – aber auf wirksamen Sonnenschutz wartete die Menschheit noch immer. Den brachte uns 1905 der deutsche Erfinder Josef Rodenstock. Seine Brillen schafften es endlich, die UV-Strahlen aus dem Sonnenlicht herauszufiltern. Und kaum hatte Rodenstock seine Errungenschaft vorgestellt, ging das Business mit den Brillen rasend schnell voran: 1937 trat der Brand Ray-Ban aufs Spielfeld. Inklusive des Auftrags, einen Schutz für Piloten zu entwickeln, die wegen des intensiven Blau des Himmels und des Sonnenlichts mit Kopfschmerzen zu kämpfen hatten. Die «Aviators» waren geboren und wurden ein weltweiter Erfolg. Auch abseits des Cockpits.
Später waren es Ikonen, die sich die Sonnenbrillen zum Markenzeichen machten: Audrey Hepburn, Jackie O., Debbie Harry, John Lennon, Karl Lagerfeld. Klar wollten (und wollen) wir alle so aussehen wie sie. Unendlich cool, unnahbar, irgendwie desinteressiert, weil wir Aufregenderes gewohnt sind. Alternativ funktionierte auch das andere Extrem: exzentrisch, auffällig, besonders. Aus Sonnenbrillen MUSSTE ein millionenschwerer Markt entstehen. Und bis heute lässt es sich kein Luxusbrand nehmen, eine eigene Kollektion herauszubringen. Wer will, bekommt aber auch für wenige Franken ein Modell, das den gleichen Schutz liefert. Die Auswahl ist schier endlos. Aber keine Sorge, wie gewohnt gibt es von uns Hilfestellung.