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  4. Nachhaltige Mode: Alternative Materialien für Leder, Seide, Baumwolle
Von Rosenblättern und Algen

Daraus besteht die Mode von Morgen

Die Textilbranche gilt als eine der grössten Bedrohungen für unsere Umwelt. Neben immer schneller aufeinanderfolgenden Fast-Fashion-Kollektionen gibt es zum Glück aber auch Brands und Produzenten, die mitdenken. Und aus nachhaltigen Materialien neue, bessere Stoffe schaffen.

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pinatex

Schon mal was von Ananasleder gehört? Nein? Dann solltet ihr nun unbedingt weiterlesen.

instagram/mariamalsibai

Man kann es drehen und wenden, ignorieren und beschwichtigen, doch Fakt ist: Mode ist einer der grössten Feinde der Umwelt. Aktuell verursacht allein die Textilbranche jährlich 1,2 Milliarden Tonnen CO2. Das ist mehr als alle internationalen Flüge und Kreuzfahrten zusammen. Abgesehen davon steht der Fast-Fashion-Wahnsinn auch hinsichtlich Wasserverbrauch, Chemikalien und Arbeitsbedingungen in starker Kritik.

Allerhöchste Zeit, um endlich umzudenken – nicht nur für die Modemacher*innen selbst, auch für uns. Denn sinkt die Anfrage, sinkt bekanntlich automatisch auch das Angebot. Fragen wir uns doch mal, was genau wir da überhaupt regelmässig in die vollgepackten Einkaufstaschen stopfen. Ist die textile Lieferkette des Produkts ersichtlich? Benötigen Anbau und Produktion unzählige Ressourcen? Bei den meisten Jeans, Seiden-Slipskirts, Baumwollshirts, Polyester- oder Lederteilen sind die Antworten auf diese Fragen leider ziemlich ernüchternd.

Wer sicher gehen will, dass die Produktion seiner Kleider vertretbar ist, greift in Zukunft vielleicht etwas tiefer in die Tasche, bekommt dafür aber neu entwickelte Stoffe, die aus überraschend nachhaltigen Materialien bestehen.

Öko-Kaschmir aus Soja

Was früher eine Luxusware war, bekommt man bei Fast-Fashion-Unternehmen inzwischen schon für unter hundert Franken. Wie das sein kann? Ursprünglich lebten die Ziegen, von denen der Kaschmir stammt, ausschliesslich im Himalaja. Weil die Nachfrage für den edlen Stoff immer mehr gestiegen ist, verfrachtete man die Tiere kurzerhand auch in Hochgebiete der Mongolei, Chinas und Afghanistans – auf riesige Rasenflächen, die so vollgestopft sind, dass das Gras kaum mit dem Wachsen hinterherkommt. Gemeinsam mit dem Klimawandel ein Grund dafür, dass sich in der Mongolei gut 90 Prozent des Landes in Dürregebiet verwandelt haben – mit Gefahr zur Verwüstung.

Dank KD New York gibt es für uns eine Möglichkeit, den luxuriösen Stoff zu kaufen, ohne der Umwelt dabei noch mehr Schaden zuzufügen. Der Clou: Satt tierischen Fasern benutzt das Label für die Fertigung ausschliesslich Sojaproteine, die aus dem Abfall der Tofuherstellung gewonnen werden. Weiterer Pluspunkt: Der Öko-Kaschmir ist antibakteriell, mottenresistent und sogar geeignet für die Maschinenwäsche.

Seide aus Rosenblüten, Orangen und dem Labor

Seide wie sie die meisten von uns kennen, stammt aus dem Kokon der Seidenraupe. Bei der Gewinnung der beliebten Endlosfasern werden die Raupen in heisses Wasser geworfen – und sterben. Logisch, dass die Herstellung vor allem Vegetarier und Veganer vom Tragen von Seide abhält.

So auch die britische Designerin Stella McCartney. Statt Fasern von Lebewesen nutzt die Britin für ihre Stoffe im Labor gezüchtete Fasern. Bei Salvatore Ferragamo landen sogar Orangenschalen im Kleidungsstück.

Die neueste Methode der Seidenherstellung basiert auf Blütenblatt-Resten der Rose. Der Brand Bite Studios lässt die Blätter dazu zerlegen und zu Fasern spinnen. Genial – optisch wie haptisch merkt man dabei keinerlei Unterschied zur «echten» Seide.

Baumwolle und Bio-PVC aus Algen

Dass sowohl Plastik als auch Baumwolle nicht gerade gut für unsere Umwelt sind, müssen wir wohl nicht mehr erklären. Da beides in gewissen Situationen aber noch ganz schön praktisch ist, haben Entwickler*innen einige nachhaltige Alternativen ausgetüftelt – eine davon aus Algen.

Bei der New Yorkerin Charlotte McCurdy werden die Gewächse aus Teichen, Flüssen und Ozeanen pulverisiert und mit Fetten zu einem wasserundurchlässigen Stoff gemischt. Kein Wunder, dass die daraus produzierte Regenjacke der Forscherin 2019 rund um die Welt für Aufsehen sorgte und mit diverse Preise ausgezeichnet wurde.

Ähnlich gut läuft es beim Berliner Label Algalife. Das produziert aus den Wasserpflanzen baumwoll-ähnliche Stoffe, die sich perfekt als Basis für T-Shirts oder Unterwäsche machen.

Leder aus Ananas

Sogenanntes Piñatex – ja, das besteht tatsächlich aus Ananas – wurde erstmals in den 90er-Jahren von der Spanierin Dr. Carmen Hijosa entwickelt. Nachdem sie in der Lederbranche arbeitete und darauf aufmerksam wurde, wie schädlich die Gerbung für Arbeiter und Umwelt ist, wollte sie eine langlebige und optisch ähnliche Alternative schaffen. Heute wird das täuschend echt aussehende und vegane Leder auch von Moderiesen wie H&M, Boss oder Paul Smith verwendet.

Von Denise Kühn am 3. Juli 2020 - 11:56 Uhr