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  4. Coronavirus: Benimmregeln beim Händeschütteln oder im Supermarkt

Immer schön freundlich bleiben

So behalten wir während Corona unsere Manieren

Ob beim Einkaufen im Supermarkt oder auf dem Trottoir beim Rückweg: In der aktuellen Zeit wird es uns manchmal schwer gemacht, Abstand zu halten und dabei höflich zu bleiben. Wie es trotzdem geht? Das verraten uns zwei, die es wissen müssen.

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Auch wenn die Massnahmen gelockert wurden: Zu nahe kommen sollten wir uns nach wie vor nicht. Wir verraten, wie wir das höflich kommunizieren. 

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Einander zur Begrüssung höflich die Hand geben, im vollen Supermarkt fragen, ob man sich kurz vorbeidrücken darf und das Erscheinen zum Event provisorisch schon mal bestätigen: So ähnlich sah unser Leben noch bis vor ein paar Monaten aus. Dann kam Corona, und vieles wurde auf den Kopf gestellt. Vor allem die Dinge, die vorher als Höflichkeiten galten und ganz selbstverständlich waren. Was jetzt herrscht, ist neben der Angst vor allem Unsicherheit. Eine schlechte Kombination. Wie verhalten wir uns angemessen? Was tun, wenn uns unwohl bei etwas ist, wir aber nicht unhöflich sein wollen? Wir haben nachgefragt – bei Experten. Nicole Veser Leschzyk und Christian Leschzyk leiten die Imageagentur «Stilgerecht» und sind Business Knigge Trainer. Sie wissen genau, was sich gehört. 

Das Ding mit den Händen

Kaum hatte es das Coronavirus in die Medien geschafft, folgten jede Menge alternativer Grüsse, um nicht mit den Händen von anderen in Berührung zu kommen. Aber mal ehrlich: Elbow-Bumps, die Namasté-Geste oder der Fuss-Kick – so richtig professionell erscheint irgendwie nichts davon. Was die Experten raten? «Auch ohne Händedruck können wir unser Gegenüber herzlich begrüssen. Wichtig sind dabei ein freundlicher Gesichtsausdruck und eine offene, dem anderen zugewandte Körperhaltung. Dazu kommen eine angenehme Stimme und freundliche Worte. Und: Heute gehört zu einer wertschätzenden Begrüssung auch, genügend Abstand zum Gegenüber einzuhalten.»

Schon zu spät?

Und wenn uns die Hand schon hingehalten wird? «Händeschütteln ist ritualisiert. Oft passiert es fast schon unbewusst – ohne gross darüber nachzudenken, dass es gerade nicht angebracht ist», meint Veser Leschzyk. «Dann ist verbales Fingerspitzengefühl gefragt. Mein persönlich erprobter Tipp: Um den, der die Hand gibt, nicht zu brüskieren, sage ich ‹mir geht es wie Ihnen. Ich möchte Ihnen jetzt auch gern die Hand geben. Aber das sollten wir im Moment wohl besser lassen›.» Was hingegen gar nicht geht: «Kommentarlos die angebotene Hand des anderen hängen lassen, oder mit Kopfschütteln kommentieren.»

Guter Wille ist alles

Gerade im Supermarkt kommt es heute schnell mal vor, dass unsere Mitmenschen die Abstandsregelungen vergessen – und wir unsere Manieren. Vor diesem Verhalten warnen die Experten: «Wir sollten immer davon ausgehen, dass sich die meisten Menschen nicht absichtlich distanzlos verhalten. Sie sind so fokussiert auf ihren Einkauf, dass sie weniger auf andere Personen achten.» Hinter dem Rat steckt mehr als guter Wille. Der angemessene Umgang fällt so leichter. Wie also verhält man sich richtig, wenn es zu eng wird? «Am besten, wir weichen kommentarlos aus und setzen den Einkauf an anderer Stelle fort. Man kann dann später einfach noch mal zurückkommen.» 

Keine Option für euch? Auch verbal um Abstand zu bitten, ist laut den Knigge Trainern kein Problem: «Hauptsache wir bleiben freundlich und weder belehrend noch vorwurfsvoll. Man könnte etwa sagen ‹einen kleinen Moment, ich habs gleich.›» 

Kommt uns auf dem Trottoir jemand entgegen, dürfen wir laut Leschzyk ruhig grossflächig ausweichen. Die Attitude mache es aus: «Wenn wir mit einem freundlichen Gesichtsausdruck sichtbar ausweichen, wirkt das nicht unhöflich. Im Gegenteil: Oft bemüht sich die andere Person dann ebenfalls, genügend Distanz zu wahren.»

Abzusagen ist kein No-Go 

Viele Events wurden gerade zu Beginn der Pandemie gestrichen, doch mittlerweile wurden einige Vorgaben gelockert. Wem trotzdem noch unwohl dabei ist, jetzt schon wieder unter viele Menschen zu gehen, der muss das nicht tun. Höflich bleiben sollte er aber trotzdem «Wir empfehlen, sich für die Einladung zu bedanken und dann klar zu kommunizieren, wenn man sie nicht annehmen möchte», sagt Nicole Veser Leschzyk. «Der Grund dafür sollte ehrlich sein und so formuliert werden, dass sich der Einladende nicht dadurch verletzt fühlt. Allerdings sind die Empfehlungen des Bundesrats ebenso akzeptabel, wie jeder persönliche Grund.»

Von Malin Mueller am 7. Mai 2020 - 17:30 Uhr