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Regina George und ihr Fall vom Thron

Das Ende der Mean-Girl-Ära ist da

Blair Waldorf, Regina George, die Cheerleader-Kapitänin jedes einzelnen Teen-Movies – jahrzehntelang waren es die grausamen, gemeinen Mädchen, die die Anführerinnen spielten. So langsam beginnen sie zu straucheln. Ist nett endlich das neue Cool?

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LOS ANGELES - APRIL 30: The movie "Mean Girls", directed by Mark Waters. Seen here from left, Lindsay Lohan (as Cady Heron), Amanda Seyfried (as Karen Smith), Lacey Chabert (as Gretchen Wieners) and Rachel McAdams (as Regina George). Initial theatrical release April 30, 2004. Screen capture. Paramount Pictures. (Photo by CBS via Getty Images)

Panik, nur schon beim Blick: Regina George (ganz rechts) regierte in einer Schreckensherrschaft. Aber das ist jetzt vorbei.

CBS via Getty Images

Wer «Mean Girls» hört, denkt zwangsläufig an Regina George, Gretchen und Karen, die im Film die ganze Schule unter ihrer Fuchtel haben. Sicher, sie werden parodiert, wandeln sich am Ende zu den «Guten» – doch bis dahin sind sie es, die das Sagen haben. Gleiches Szenario, andere Location: Blair Waldorf sitzt in «Gossip Girl» ganz oben auf den Treppenstufen des Metropolitan Museum of Art und regiert von hier aus die ganze High School. Nah dran an einer Diktatur, wohlgemerkt. Alle wollen mit ihr befreundet sein, ihr gefallen. Wer nicht spurt, wird bestraft. Das Muster lässt sich auf so ziemlich jedes Teenie-Movie, das je ausgestrahlt wurde, übertragen. Das Mean Girl hat stets das Zepter in der Hand.

Regina George ist ein reales Problem

Nun ist es so: Die meisten von uns waren selbst mal auf einer Schule. Wir wissen daher, dass Regina, Blair und ihresgleichen mehr sind als nur fiktive Film-Charaktere. Mean Girls sind real und leben unter uns – erst als die coolen Mädchen der Schule, mit denen man unbedingt abhängen wollte, dann in der Uni als diejenigen, die auf die besten Partys eingeladen wurden und schliesslich als die, die im Job in der Chefetage sitzen (irgendwann will man nicht mehr mit ihnen abhängen. Gemein und erfolgreich bleiben sie trotzdem). Sie bestimmen, wer gut genug ist, nicht wir. Die Verlierer werden gemieden, gemobbt, heruntergemacht. Es sei denn … das Konzept der «Kindness Culture» setzt sich jetzt durch. Und ehrlich: Wir hoffen darauf.

Was steckt hinter der «Kindness Culture»

Wovon wir reden? Von all den positiven Quotes, die sich stetig durch unseren Insta-Feed ziehen und uns darin bestärken, uns gegenseitig zu unterstützen, statt zu boykottieren. Gut zueinander zu sein. Die anderen mit «kindness» zu «killen», wie Selena Gomez es so schön sang. Von Bewegungen wie «MeToo» und «Black Lives Matter», die uns gezeigt haben, dass wir zusammenhalten müssen und gemeinsam so viel mehr erreichen können. Von der Solidaritätswelle, die die Schweiz überrollte, als sich Corona bei uns breit machte. Von der Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen, über die wir endlich mehr reden anstatt betroffene Menschen abzustempeln. «Kind» ist plötzlich das neue Cool, nett zu sein endlich keine Schwäche mehr.

Zugegeben, das mussten wir auf die harte Tour lernen. Unser Leben, das immer schneller und stressiger wurde, die stetige Erreichbarkeit, die Krisen auf der Welt. Stress pur, 24/7. So langsam merken wir, dass wir für uns und andere sorgen müssen, um glücklich zu sein. Selfcare wird plötzlich gross geschrieben. Gut zu sich selbst zu sein liegt im Trend, um dem hektischen Alltag zu entkommen. Mit einer Regina George im Freundeskreis gestaltet sich das meist … schwierig. Menschen wie sie sind toxisch. Aber 2020 wissen wir: Wer gesund, glücklich und positiv leben will, gibt Toxischem keine Plattform mehr . Sorry, Mean Girls, aber: You can’t sit with us. 

Von Malin Mueller am 26. Juli 2020 - 11:09 Uhr