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«Black Lives Matter»

Was wir in der Schweiz gegen Rassismus tun können

Das Thema Rassismus ist allgegenwärtiger denn je – ja, auch hierzulande. Was wir jetzt bitte nicht machen: Den Kopf in den Sand stecken. Was wir stattdessen machen: agieren.

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Black Lives Matter, Interracial couple holding hands

Sich auf seinen Privilegien ausruhen ist nicht mehr – jetzt heisst es: zusammenhalten. 

Getty Images

1998 releaste Rapper 2Pac den Welthit «Changes». Was er darin besang? Die brutale Gewalt von Polizisten gegenüber People of Color. Heute, fast 22 Jahre später, hat sich an dem rassistischen, gewalttätigen Verhalten der «Gesetzeshüter» leider noch immer nichts geändert. Einziger Unterschied zu den späten 90ern: Dank heutiger Technologien werden die schockierenden Taten immer öfter via Smartphone oder Digitalkamera gefilmt und können nicht mehr vertuscht werden.

So geschehen am 25. Mai 2020. Nachdem der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd mit einer angeblich gefälschten 20-Dollar-Note Zigaretten kaufte, nahmen ihn vier(!) Polizisten fest. Einer von ihnen, Derek Chauvin, drückte Floyd zu Boden und presste ihm so lange das Knie auf den Hals, bis dieser an Atemnot starb. Das Video des Mordes ging um die ganze Welt.
Aber das unfassbare Handeln von Derek Chauvin ist leider kein Einzelfall. Erst im Februar wurde der 25-jährige Ahmaud Arbery beim Joggen ohne jeglichen Grund von Polizisten erschossen. Die Aufzeichnung der grausamen Tat erreichte die Medien erst Monate später.

Doch wer glaubt, Rassismus gebe es nur in den USA, liegt falsch. Auch hierzulande ist der Hass auf Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe an der Tagesordnung. Damit sich das ändert, und wir die längst überfälligen Veränderungen weltweit vorantreiben, ist es wichtig, dass endlich JEDER VON UNS handelt – nicht nur heute oder morgen, sondern immer.

Ihr seid euch nicht ganz sicher, wie ihr auch in der Schweiz aktiv werden könnt? Wir hätten da ein paar Ideen:

Sich nicht auf seinen Privilegien ausruhen

Nur, weil man als weisser Mensch kein Rassismus erfährt, heisst das nicht, dass man die Augen davor verschliessen darf. Jeder von uns sollte aktiv dagegen ankämpfen. Wer nur stumm zu- oder wegschaut und Unrecht geschehen lässt, macht sich automatisch mitschuldig. Macht euch stattdessen bewusst, was es eigentlich heisst, privilegiert zu sein: Wie selten (vielleicht sogar noch nie) ihr aus unersichtlichen Gründen von der Polizei kontrolliert oder vor einem Club abgewiesen wurdet, wie easy ihr an Vorstellungsgespräche oder Wohnungen und WG-Zimmer kommt. Es gibt unzählige alltägliche Beispiele, bei denen People of Color noch immer benachteiligt werden.

Sich bilden

Euch ist nicht klar, wie ihr in Diskussionen gegen Rassismus argumentieren sollt? Lest Bücher, schaut Dokus. Je mehr Informationen ihr sammelt, desto schlagfertiger werdet ihr in einer brenzlichen Situation und desto mehr entschlüsselt ihr eventuell sogar eigene, unbewusste rassistische Denkmuster.

Zuhören

Auch hierzulande erleben Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft latenten und eindeutigen Rassismus. Hört euch ihre Geschichten an – und spart euch dabei unbedingt Kommentare wie «Das war bestimmt nicht so gemeint». Beschwichtigungen sind nur ein weiterer Weg, rassistische Handlungen zu normalisieren.

Die Stimme erheben

Was eigentlich allen klar sein sollte: Bekommen wir im Tram, Zug, Supermarkt oder sonst wo in der Öffentlichkeit Beleidigungen oder unfaire Behandlungen von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe mit, müssen wir einschreiten. Wer still daneben sitzt (siehe Punkt eins), macht sich zum Täter.
Gleiches gilt für Situationen, in denen man ausschliesslich unter Weissen ist. Werden dort rassistische Bemerkungen geäussert, schreitet ein und sagt eure Meinung.

Spenden

Überall auf der Welt leben People of Color häufig noch immer in sozialen Brennpunkten. Der Grund: In der Vergangenheit durften sie oft nur die Jobs ausführen, die kein Weisser machen wollte. Was leider bis heute zu einem ewigen Teufelskreis aus wenig Vermögen und schlechten Bildungschancen für die Kinder führt. Um damit endlich Schluss zu machen und Rassismus zu bekämpfen, brauchen einige wohltätige Organisationen auch hierzulande finanzielle Unterstützung.

GRA - Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Die GRA setzt sich gegen rassistisch motivierte Diskriminierung ein. Auf dem Weg für mehr Toleranz unterstützen sie diverse Organisationen, sowie einzelne bedürftige Personen.
Hier spenden >

Amnesty International
Weltweit kämpft die Organisation für die Erhaltung der Menschenrechte. Ein grosser Schwerpunkt ist dabei das auch hier wieder das Thema Rassismus und Antisemitismus.
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Schweizerisches Rotes Kreuz
Das SKR engagiert sich schon länger im Kampf gegen Rassismus im Gesundheitswesen. Dabei bieten sie für die Branche vor allem Sensibilisierungs- und Bildungsangebote an.
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An Protesten teilnehmen

Um gegen Rassismus zu demonstrieren, muss man nicht in die USA reisen. Auch in Europa und konkret der Schweiz gibt es immer wieder Protestaktionen. So gerade gesehen am Pfingstsonntag in Zürich. Trotz Corona liefen knapp 1000 Menschen für die «Black Lives Matter»-Bewegung durch die Stadt.
Informiert euch zu anstehenden Demos im Netz und motiviert so viele Mitmenschen wie ihr könnt.

Von Denise Kühn am 19. Juni 2020 - 15:05 Uhr