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Kohl statt Tomaten

Ist die nordische Kost besser als die mediterrane?

Die mediterrane Ernährung ist unumstrittene Spitzenreiterin, wenn es um gesunde Kost geht. Im Norden lauert dennoch Konkurrenz: Die New Nordic Diet setzt auf einheimische Lebensmittel und ersetzt zum Beispiel Olivenöl durch Rapsöl. Ernährungsmediziner Prof. David Fäh erklärt, was er davon hält.

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Blaubeeren

In Schweden heisst sie Blåbär, in Norwegen und Dänemark Blåbær und in Finnland Mustikka. Überall in Skandinavien gehört die leckere Blaubeere zum Speiseplan.

imago images/Westend61

«Was kochst du heute?» – in Italien gehört diese Frage zu jeder guten Konversation. Kein Wunder, unsere Freunde aus dem Süden haben die täglichen Mahlzeiten perfektioniert (ausser vielleicht das zuckrige Cornetto zum Frühstück). Es gibt viel Gemüse, Früchte, Fisch, Olivenöl und Getreideprodukte. Dass die mediterrane Küche nicht nur schmeckt, sondern auch gesund ist und das Risiko für Herzinfarkte senken kann, haben mittlerweile mehrere Studien bewiesen. 

So zum Beispiel eine der umfangreichsten und längsten wissenschaftlichen Arbeiten zur Mittelmeerdiät, die spanische Studie PREDIMED, (Prevención con Dieta Mediterránea). Die über 7'000 Teilnehmer*innen im Alter von 55 bis 80 Jahren waren zu Studienbeginn noch nicht herzkrank, hatten aber ein erhöhtes Risiko. Entweder litten sie an Diabetes, oder sie hatten mindestens drei Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie hohen Blutdruck, Übergewicht, zu viel Cholesterin oder Rauchen. Nach fünf Jahren wurde die Studie abgebrochen, so eindeutig waren die Ergebnisse. Insgesamt 288 Teilnehmer*innen hatten zwischenzeitlich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten oder waren sogar daran gestorben. Diese Zwischenfälle waren aber ungleich verteilt. Das Herz-Kreislauf-Risiko war bei mediterraner Kost um 30 Prozent niedriger als in der Kontrollgruppe mit fettarmer Ernährung. 

Weshalb braucht es also überhaupt eine Alternative? Weil der Norden eben nicht der Süden ist. Tomaten, Oliven und Melonen findet man in manchen Ländern einfach nicht auf dem täglichen Speiseplan. Aus diesem Grund entwickelten skandinavische Wissenschaftler*innen die New Nordic Diet. Sie soll die Vorzüge der Mittelmeerküche mit den traditionellen nordischen Lebensmitteln vereinen. 

Die Grundprinzipien: 

  • Mehr Kalorien aus heimischen Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs (Früchte, Beeren, Gemüse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Vollkorngetreide, Nüsse, Samen, Kräuter, Rapsöl) 
  • Mehr Lebensmittel aus Seen und Meer (Fisch, Meeresfrüchte, Algen)
  • Mehr Wildpflanzen und ‑tiere
  • Wenig tierisches Fett, moderate Mengen an Milchprodukten und Eiern

Klingt gesund, ist es auch. Das zeigt zum Beispiel eine Studie der Dänischen Krebsgesellschaft. So hatten Personen, die sich nach der New Nordic Diet ernährten eine um 36 Prozent geringere Sterblichkeit. «Beide Ernährungsformen sind gesund. Eine Studie, welche die beiden Formen miteinander verglichen hat, zeigt, dass die New Nordic Diet Männer sogar etwas besser gegen Hirnschläge schützen könnte. Dafür verhindert die mediterrane Kost eher Diabetes», erklärt Prof. David Fäh. Der Ernährungsmediziner erklärt auch gleich den Grund dafür: «Das könnte damit zu tun haben, dass die Mediterrane Diät Alkohol, vor allem Rotwein einschliesst. Moderater, regelmässiger Alkoholkonsum ist mit einem niedrigeren Risiko für Typ 2 Diabetes verbunden. Gegen Herzinfarkt haben beide Ernährungsformen einen schützenden Effekt.»

Bei der Frage nach dem richtigen Öl allerdings, gibt es kein Unentschieden: Olivenöl ist klarer Sieger. «Wir haben viel mehr und bessere Studien, die für Olivenöl sprechen. Auch, weil es zu Rapsöl generell viel weniger Studien gibt. Eine kam zu dem Schluss, dass Rapsöl nicht gleichwertig gesetzt werden kann mit Olivenöl, weil dem Rapsöl gesundheitsrelevante Stoffe fehlen», erklärt Prof. David Fäh. «Zudem ist Rapsöl kein Universalöl wie das Olivenöl. So können sich die ungesättigten Fettsäuren im Rapsöl beim Erhitzen eher verändern und dadurch problematische Transfette entstehen. Aus diesem Grund sollte man es auch nicht zum Kochen verwenden.»

 

Prof.  David Fäh, Ernährungsmediziner an der Berner Fachhochschule

Prof. David Fäh, Ernährungsmediziner an der Berner Fachhochschule.

ZVG

Was denn nun? Sollen wir von der Mittelmeer- auf die Nordische Kost umsteigen? «Wenn man gewisse Bestandteile lieber mag oder besser verträgt, kann man das natürlich machen», sagt der Ernährungsmediziner. «Aus meiner Sicht spricht auch nichts gegen eine Kombination von beiden oder, dass sie alternierend angewandt werden.» Sicher ist, dass beide Ernährungsformen gesund sind. Wer sich gerne auf Zahlen verlässt, liegt mit der mediterranen Kost richtig, weil es dazu deutlich mehr wissenschaftlich untermauerte Studien gibt. Fundierter Genuss sozusagen – Buon Appetito!

Von lm am 20. Mai 2021 - 09:09 Uhr