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Zwischenmenschlich ziemlich zaghaft?

Sozialkompetenz kann man lernen

Irgendwie harmonierts nicht. Im Team reden alle aneinander vorbei. Und im Anschluss übereinander schlecht. Ein Mü mehr Sozialkompetenz täte allen Beteiligten gut. Weil: Kritik zu äussern und in einer Gruppe zu agieren den Alltag erleichtert. Wem fällts schwer? Wir haben Tipps.

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Frauen mit Maske

Mit oder ohne Maske – andere zu verstehen ist wichtig. Oder wollen wir nicht auch verstanden werden? 

Getty Images

Ob «The Devil Wears Prada» für schulische Zwecke in Sozialkompetenz-Workshops gezeigt wird? Möglich wärs. Im Film reiht sich schliesslich ein empathieloses Beispiel ans nächste. In der Rolle der Chefredaktorin Miranda Priestly verkörpert Meryl Streep einen kurzhaarigen Eisklotz. Ziemlich kalt. Ziemlich hart. Kleiner Dialog-Auszug für alle, denen der Film entgangen ist:

Miranda Priestly: «Ich verstehe einfach nicht, was so schwer daran ist, einen Termin zu bestätigen.»

Erste Assistentin Emily: «Ich weiss, es tut mir so leid Miranda, ich hatte...»

Miranda Priestly: «Die Details Ihrer Inkompetenz interessieren mich nicht.»


Uns eigentlich auch nicht. Was uns aber interessiert: Die Details Miranda Priestlys Inkompetenz. Ihre beschränkte Sozialkompetenz. Empathie, also die Eignung, Mitgefühl aufzubringen, ist ein Teil davon. Teamfähigkeit, Kompromissbereitschaft, Zuverlässigkeit, Geduld, Toleranz, Kritikfähigkeit und Selbstreflexion sind weitere. Es gehe bei Sozialkompetenz um die Fähigkeit, Beziehungen zu anderen und uns selbst zu regeln, erklärt Barbara Schmugge gegenüber der NZZ. Sie ist Professorin und Studienleitung für Angewandte Psychologie an der Zürcher Hochschule in Winterthur. Sie führt weiter, dass diese Fähigkeiten nicht angeboren sind, sondern wir sie im Laufe unserer Sozialisation erwerben.

Das Lernen beginnt schon früh. Wenn im Kindergarten der Znüni geteilt wird oder wir warten müssen, bis jemand den Satz beendet hat. Und als Erwachsene? Können wir unsere Sozialkompetenzen weiter ausbauen. Beginnen wir doch mit diesen drei Bereichen: 

Teamfähigkeit

Menschenmasse

Nicht zuhören, mit einem Argument reingrätschen, die falsche Tonlage wählen – so einiges kann das Gruppen-Klima erhitzen. 

Getty Images

Zuhören 
Lasst eure Kolleginnen und Kollegen ausreden. Jemandem ins Wort zu fallen, wirkt harsch. Solltet ihr den Redefluss dringend unterbrechen müssen, einsteigen mit Fragen wie «Sorry, dürfte ich dich kurz unterbrechen?» oder «Könnte ich dazu etwas sagen?». Seid ausserdem aktiv beim Gespräch dabei und zeigt das bewusst. Nicht ständig aufs Handy schauen, auch nicht in der Agenda rumblättern. 

Getroffene Entscheidungen akzeptieren
Manchmal können wir Entscheidungen nicht nachvollziehen. Äussert, was euch daran stört, sucht Kompromisse, aber stellt euch nicht quer. Was noch schlimmer ist als an einer schlechten Idee zu arbeiten? Sich nörgelnd mit Trotz die Aufgabe erschweren.

Eigene Schwächen und Fehler eingestehen
Es ist hart, die eigenen Fehler zu realisieren. Aber es ist härter, anderen vorzugaukeln, keinen Fehler begangen zu haben. Die eigene Meinung ändern zu können ist wichtig. Ist selbstreflektiert. Ist eine Stärke. Unser Wissen erweitert sich ständig. Eine Information kann den Blickwinkel auf ein Thema völlig verändern. In solchen Situationen: Input dankbar annehmen. Niemals aus Scham jemand anderen die eigene Schuld zuweisen.

Konfliktfähigkeit

Vögel auf Stühlen

Zu- und nicht gegeneinander: Konflikte können ausdiskutiert werden. 

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Die eigene Meinung vertreten
Eine Projektidee ist euch eingefallen oder ein Missstand euch aufgefallen: Wenn ihr was zu sagen habt, sagt es! Euer Beitrag kommt nicht an? Das bedeutet nicht, dass ihr falsch liegt. Atmet durch und gebt euch nicht mit der ersten Ablehnung zufrieden. Teilt die gemachten Überlegungen, liefert Gründe, weshalb ihr anderer Meinung seid. 

Verschiedene Meinungen annehmen
Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Meinungen. Jemand sagt etwas, was euch nicht passt? Begründet, weshalb euch das nicht schlüssig wird. Ruhe bewahren und die Person nicht mit verachtenden Blicken anstarren. Stellt Fragen in einer normalen Tonlage. Nach einem Angriff von eurer Seite, könnte ein Gegenangriff folgen – und danach der Streit.

Nein sagen
Helfen zu wollen ist eine gute Eigenschaft und hinterlässt einen sympathischen Eindruck. Bejaht Anfragen aber nur, wenn ihr Kapazität fürs Helfen habt. Keine Zeit? Macht deutlich, dass ihr euch gerade anderen Dingen widmet. Niemand weiss besser Bescheid über eure To-Do-List als ihr. 

Kritikfähigkeit

Frau, die mit dem Kopf and die Wand lehnt

Die Angst vor Kritik? Könnt ihr ablegen.

Getty Images

Kritik mit positiven Gefühlen verbinden
Ihr wisst irgendetwas bestimmt besser als irgendjemand anders. Meint ihr das böse, wenn ihr diesen Leuten Tipps gebt? Wahrscheinlich nicht. Ergo: Andere Leute geben Feedback, weil sie euch helfen wollen. Fehler zu begehen, macht uns besser. Aber nur, wenn wir die Fehler mitbekommen – zum Beispiel durch Feedback. 

Noch mehr vom Feedback profitieren
Kritik ist aus Angst, verletzen zu können, manchmal lieb und vorsichtig formuliert. Vielleicht zu lieb. Das ist zwar besser als mit unkonstruktivem Gelaber angeschossen zu werden, gibt aber keine vollständige Fehleranalyse wieder. Zeigt euch dankbar, weist darauf hin, daraus gelernt zu haben und fragt, ob es weitere Dinge gibt, die ihr optimieren könnt.

Auf schlechte Kritik hinweisen
Hören zu bekommen, schlechte Arbeit abgeliefert zu haben, bringt nichts. Euch nichts. Den anderen nichts. Unsensible Formulierungen sollen euch kalt lassen. Weist darauf hin, dass ihr gerne wissen würdet, was die Arbeit weniger schlecht gemacht hätte. Je nach Ausgangslage sind sich Menschen, die Kritik äussern, gar nicht bewusst, dass wir ihre Gedanken nicht lesen können. 

Wurdet ihr bereits mit sozialer Inkompetenz konfrontiert? 
 

Von Vanessa Vodermayer am 25. September 2020 - 16:09 Uhr