Der Moringa- oder auch Meerrettichbaum hat seinen Ursprung am Fuss des Himalayas in Nordwestindien. In der indischen Naturheilkunde Ayurveda gilt er seit 5’000 Jahren als Allheilmittel und trägt sogar den Übernahmen «Baum des Lebens».
Seit Kurzem treffen wir Moringa auch immer öfter bei uns an – meist in Form von Pulvern oder Kapseln, die scheinbar alles haben, was wir uns von einem echten Superfood wünschen. Aber hält der indische Wunderbaum, was er verspricht?
Nährstoffreichste Pflanze der Welt
So viel ist schon mal sicher: Keine andere (uns bekannte) Pflanze hat so viele Vitamine und Nährstoffe wie Moringa. Was die indischen Naturheiler schon lange wussten, bestätigte auch die Wissenschaft. Bei Moringa kann von den Wurzeln, über die Früchte bis hin zu den Samen und Blättern alles gegessen werden kann. Die meisten Nährstoffe stecken aber in den Blättern. Hier konnten Forschende unter anderem extrem hohe Konzentrationen der Vitamine A, C, D, E und K nachweisen. Der Anteil an Vitamin C ist sogar höher als in einer Orange und der von Vitamin E gleich hoch wie bei Nüssen.
Hinzu kommt eine gewaltige Portion Eiweiss. Doch es wird noch besser: Moringa enthält alle acht Aminosäuren, die unser Körper selbst nicht herstellen kann. Das macht die Pflanze für Vegetarier und Veganer zur perfekten Eiweissquelle. Gleichzeitig liefert sie wichtige Omega-3-Fettsäuren, die sonst vor allem in Fisch vorkommen.
Die Liste geht weiter, denn auch in Sachen Mineralstoffen und Spurenelementen punktet die Wunderpflanze. Sie liefert neben Kalium, Magnesium und Phosphor auch Kupfer und Zink, hat mehr Kalzium als Milch und übertrifft mit ihrem Eisengehalt sogar Spinat.
Hilft gegen Krankheiten
Kein Wunder also, dass Moringa bei Mangelerscheinungen hilft. Glaubt man den Überlieferungen, soll die Pflanze zudem über 300 Krankheiten heilen können. Von Kopfschmerzen über Asthma bis hin zu Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen gebe es nichts, wobei die Pflanze nicht helfe. Vermutet wird sogar, dass sie Krebs und Alzheimer vorbeugen könne. Wissenschaftlichen Belege dazu gibt es aber (noch?) keine.
Sorgt für schöne Haut
Der Moringa-Baum wächst so schnell wie kein anderer. Pro Monat kann er 30 Zentimeter in die Höhe schiessen. Grund dafür ist das Wachstumshormon Zeatin. Während andere Pflanzen oft nur Spuren davon enthalten, liefert Moringa eine grosse Menge Zeatin. Bei uns soll das Hormon die Regeneration der Haut beschleunigen und den Alterungsprozess verlangsamen. Und auch die enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien fördern eine gesunde Haut. In Form von Öl aus den Samen kann Moringa auch äusserlich aufgetragen werden.
Vorsicht Mogelpackung!
Ach, wie gerne würden wir die Moringa-Erfolgsstory hier beenden und euch sagen: Esst ganz viel Moringa und lebt gesund und glücklich. Doch wie bei allen «Superfoods» gibt es auch hier einen Haken. Und das ist der Hype selbst. Seit die Heilpflanze bei uns bekannt ist, wird sie in grossen Mengen importiert und wie wild vermarktet.
Das öffnet leider auch Tür und Tor für Betrüger. Moringa wird bei uns vor allem getrocknet als Pulver oder in Kapseln verkauft. Und genau hier liegt das Problem. Im Jahr 2016 untersuchte das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt in Stuttgart 16 solcher Wunder-Präparate. Davon enthielten gerade mal zwei, was sie versprachen. In zwölf Produkten wurden hingegen Rückstände von Schadstoffen und Pestiziden gefunden. Zwei weitere wurden sogar als gesundheitsschädlich eingestuft, weil sie Salmonellen enthielten, die auf Verunreinigungen durch Fäkalien hinwiesen.
Moringa selbst pflanzen
Gute Qualität ist also wichtig. Wer Moringa-Pulver kauft, sollte sich gut informieren. Oder noch besser: Ihr züchtet die Wunderpflanze einfach selbst! Den grünen Daumen haben wir uns im Lockdown ja bereits antrainiert und Moringa ist relativ pflegeleicht.
Und so geht’s: Die Samen legt ihr für 24 bis 48 Stunden in lauwarmes Wasser. Sobald sie keimen, kommen sie in die angefeuchtete Erde. Den Topf stellt ihr dann an einen warmen (ca. 23 Grad) und sonnigen Platz in der Wohnung und schon bald wächst euer eigener Wunderbaum.
Übrigens: Frisch schmeckt Moringa oleifera sowieso am besten. Mit einer leicht scharfen Note peppen die Blätter jeden Salat auf, eignen sich als frisches Gewürz für Saucen und Dips und passen hervorragend in den den grünen Smoothie am Morgen.